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Ein Blick in die Techniksammlung (XII) - Kommunikation ist sicher und kostengünstig - 1918 erste Übertragung

Von Richard Schust


Backnang - Die Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) in Deutschland sollten Anfang 1920 eine größtmögliche Sicherheit der Energielieferungen und einen vertretbaren Aufwand für die Lieferung von elektrischer Arbeit gewährleisten. Mit den damaligen Mitteln der Starkstromtechnik konnten diese Forderungen nicht erfüllt werden. Die Elektrizitätswerke brauchten dringend eine Nachrichtenübertragung, um die Betriebssicherheit nicht nur zu erhalten, sondern nach Möglichkeit zu erhöhen.

Die ersten Nachrichtenübertragungen auf Hochspannungsleitungen erfolgten bereits im Jahr 1918 in Japan. Die deutschen Energieversorger machten auf die einschlägige Industrie Druck wegen der Entwicklung und Fertigung eigener Geräte für die Nachrichtenübertragung auf Hochspannungsleitungen. Die Firma Telefunken konnte bereits die erste Anlage auf der Hochspannungsstrecke Golpa - Berlin mit einer Frequenz zwischen 150 und 200 Kilohertz mit einer Sendeleistung von zehn Watt in Betrieb nehmen.

Schust tbExperte in Sachen Hochspannungstelefonie: Richard Schust. Foto: M. MelchertZur damaligen Zeit brauchte diese Übertragung noch Antennen zur Ankopplung. Man bezeichnete das System als eine gerichtete Funkübertragung. Von den ersten Versuchsgeräten bis zu den heutigen Geräten - auch Trägerfrequenz Hochspannungsübertragung (TFH) genannt - wurden riesige technische und konstruktive Änderungen und Verbesserungen durchgeführt. Zusätzlich zu der Nachrichtenübertragung über TFH wurde in den vergangenen Jahren die Fernwirktechnik über  Hochspannungsleitungen eingeführt. Die Fernwirktechnik mit eigenen frequenzabgestimmten Kanälen wird für die internen Abläufe der EVU, wie zum Beispiel Mastschalterabfrage, Zu- und Abschaltungen, Trennung von Leitungen, Zählerstandsabfrage und anderes, angewandt. Telefonieren und Fernwirken über TFH ist eine der sichersten und kostengünstigsten Übertragungen, da das Freileitungsnetz bereits vorhanden ist und es keine Probleme mit dem damaligen Telefonmonopol gab.

In den letzten Jahren wurde diese Hochspannungsübertragung durch die Verwendung der Glasfaserübertragung - oben an den Masten im Erdseil - ersetzt. Erst die vollständige Liberalisierung des Telefonnetzes zeigte ganz neue Wege für den Stromanschluss im Haus. Die Digitalisierung einerseits und die Leitungen der EVU zu jedem Verbraucher andererseits
ermöglichen den EVU in Zukunft den Internetanschluss am Stromzähler beziehungsweise der Steckdose.

In der Techniksammlung Backnang, Mühlstraße 13, stehen TFH-Geräte von den Firmen AEG, Telefunken, AEG-Telefunken und ANT. Geräte dieser Art der Nachrichtenübertragung sind dort ab dem Baujahr 1934 bis 1992 nahezu lückenlos vorhanden. Diese zum Teil recht
alten Geräte, teilweise noch mit Röhren bestückt, wurden bei der Umstrukturierung der EVU der Techniksammlung Backnang überlassen.


 (Quelle: Backnanger Kreiszeitung 20.2.2001,  mit freundlicher Genehmigung Verlag Fr. Stroh, Backnang)

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