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Tinajones - ein deutsches Bewässerungsprojekt in Peru

KAELBLE-Hinterkipper in den Anden

Vortrag von Rainer Mögle im Technikforum Backnang am 11.10.2017

Rainer MoegleRainer MögleGenau ein halbes Jahrhundert ist es her, dass der Referent Rainer Mögle als Vierjähriger seinem Vater Willy Mögle einen längeren Besuch auf der Staudammbaustelle im Norden Perus abstatten durfte. Die Übergabe des Lehrvertrags und Berichtshefts von Willy Mögle an die Techniksammlung der Stadt Backnang waren Grund genug, über die Hintergründe und Rahmenbedingungen eines ungewöhnlich langen Auslandeinsatzes zu recherchieren und vor rund 150 Gästen im Technikforum zu berichten (Bilder der Veranstaltung).

Durch eine gute Quellenlage aus Wochenschauberichten, einen Firmenfilm der Baufirma, Fachbüchern und -berichten sowie der vollständigen Reisedokumentation von Willy Mögle konnten die Projekt-Hintergründe, die gelieferte Technik und das Leben und Arbeiten auf einer Großbaustelle beleuchtet werden.

 

DocImage000000014Kaelble-Hinterkipper in den AndenSüdamerika Ende der 60iger Jahre. In politisch instabilen Zeiten mit einem Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 2 Millionen Menschen entwickelte sich Peru zum Armenhaus des Kontinents. Nur durch nachhaltige Bewässerungsprojekte, die bereits vor dem zweiten Weltkrieg geplant waren, konnte die landwirtschaftliche Erzeugung dem Bedarf der Menschen angepasst werden. Mit einem Kredit über 100 Mio. DM finanzierte die damalige Bundesregierung die erste Ausbaustufe des Staudammprojekts Tinajones im Norden Perus, bis dahin das größte deutsche Entwicklungshilfeprojekt in Lateinamerika. 

DocImage000000012Durch die Lieferung von zehn Muldenkipper des Typs KV 24 E 8 flossen beinahe 1,5 Mio. DM der Entwicklungshilfegelder nach Backnang zurück. Zunächst konnte die Frage eines Gastes nach dem Auftragsvolumen nicht beantwortet werden, da die Kundenkarten zu dem Auftrag verschollen schienen. Erst durch einen engagierten Privatsammler wurde nach dem Vortrag Licht in diese Angelegenheit gebracht. Rund 100.000 DM entfielen auf Ersatzteillieferungen der KAELBLE Ersatzteil- und Reparaturwerk KG.  

Ein Europäisches Konsortium aus Deutschen und Schweizer Bauunternehmen erhielt den Auftrag, einen 2,4 Kilometer und ca. 40 Meter hohen Hauptdamm mit drei Nebendämmen für ein Speicherbecken mit 300 Mio. m³ Fassungsvermögen zu bauen. Mit der Fertigstellung des Damms hat sich die Bewässerungsfläche im fruchtbaren Küstenstreifen von 28.000 ha auf 80.000 ha vergrößert. Durch den Speicher könnte die Wassergabe aus den Anden auf das ganze Jahr vergleichmäßigt werden.

Über 11 Mio. m³ Gestein und Erdreich mussten dafür bewegt werden. Zunächst versuchten die deutschen Ingenieure, das Sand-, Erdreich- und Gesteins-Konglomerat mit Schaufelradbaggern aus dem Braunkohletagebau zu lösen und zu fördern. Doch diese Technik scheiterte, die Kräfte am Schaufelrad waren nicht groß genug, der Verschleiß war enorm.

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Erst ein Jahr nach Baubeginn kamen die zehn Kaelble-Kipper des Typs KV 24 E 8 mit ihren 240 bzw. turbogeladen 300 PS Motoren auf die Baustelle. Im Juli 1966 wurden acht Geräte an die Constructores Asociados Primera Etapa Tinajones vertreten durch die Dr. Ing. Trapp Co mit Sitz in Wesel ausgeliefert. Im Oktober 1966 verließ eine Nachlieferung von zwei Geräten das Werk in der Wilhelmstraße.

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Im dreischichtigen Betrieb von Montag 7.00 Uhr bis Sonntag 7.00 Uhr waren die Backnanger Baumaschinen außerordentlichen Belastungen ausgesetzt. Die Durchschnittsleistung für den Erdbau betrug 25.000 m³ pro Arbeitstag. Spitzenleistung von 35.000 m³ pro Tag waren keine Seltenheit.  Mit einer täglichen Leistung von 700 bis 770 Fahrten mit jeweils 10 m³ Ladung entfällt mit über 7.000 m³ über ein Drittel der Transportleistung auf die KAELBLE-Maschinen. Es ist verbrieft, dass die Motoren in diesem Zeitraum ununterbrochen gelaufen sind. Kleine Wartungsarbeiten wurden beim Tanken am laufenden Motor durchgeführt.

DocImage000000020Besonderer Pflegeaufwand wurde durch die enorme Staubentwicklung auf der Baustelle notwendig.
Ein Beispiel: Nach 50.000 Gesamtstunden von August 66 bis Juli 67  wurden für die zehn Fahrzeuge 328 Luftfiltereinsätze und sieben Kühler verbraucht (größte Einzelposten in der Ersatzteilaufstellung) sowie 460 Kraftstoff-Filtereisätze. Die Ersatzteil-Dispostion bei Erstausstattung und die rasche Nachlieferung aus Backnang hat dazu geführt, dass kein Gerät (außer nach schweren Unfällen) einen vollen Tag ausgefallen ist.

DocImage000000021Die Kaelble Muldenkipper waren die letzten Geräte, die von der Baustelle abtransportiert wurden. Die Wettbewerber CAT 631 B konnten am Auslaufkanal nicht mehr fahren. Besonders gefreut haben dürften sich die vielen ehemaligen KAELBLE-Mitarbeiter über das Ergebnis der Ausfallzeitenstatistik. Der verantwortliche Bauleiter hat gegenüber dem CAT-Produkt eine um über 7% günstigere Ausfallrate ermittelt.

 

Exponate Kaelble

Museum-Digital.de / Bereich Maschinenbau
Porträt Carl Kaelble (1877-1957)

Flachrelief, entstanden 1952 zum 75. Geburtstag des Firmenpatriachen. Carl Kaelble hatte nach einer Lehre in der 1884 in Cannstatt gegründeten Firma seines Vaters die Staatliche . . .
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