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Ausstellung „Mechanische Rechenmaschinen“
Referent: (Prof. Erhard Antes, Heinz Wollenhaupt, Dieter Kreutzmann)
Datum: Sonntag, 29. Mai 2005
Ort: Techniksammlung Backnang, Stuttgarter Straße 4
 

Faszinierende Wunderwerke alter Feinmechanik-Kunst

Führte kompetent in die Ausstellung ein: Professor Erhard Anthes. Viele Besucher freuten sich über die Zeitreise in die Vergangenheit, zu mal bei einigen Objekten ausprobieren ausdrücklich erlaubt war.

Die Ausstellung mechanischer Rechenmaschinen in der Techniksammlung wurde eröffnet - Experte erklärte Entstehungsgeschichte der Apparate

Erhard AnthesDie faszinierende Ausstellung "mechanische Rechenmaschinen - 1910 bis 1970" wurde gestern in der Techniksammlung Backnang eröffnet. Professor Erhard Anthes lud in seiner Einführung dazu ein, die Abläufe der Maschinen zu studieren und sich von der mechanischen Komplexität der Apparate begeistern zu lassen.
"Man muss es gesehen haben, um die mechanische Komplexität des an sich so einfachen Rechnens überhaupt wahrnehmen zu können", erklärte der Dozent der Ludwigsburger Hochschule den Gästen der Ausstellungseröffnung. Erst dann, so glaubt Anthes, versteht der Betrachter auch, warum es so lange gedauert hat - nämlich mehr als 150 Jahre - bis die erste funktionsfähige mechanische Rechenmaschine verfügbar war. Gebaut wurde diese im übrigen 1774 vom Kornwestheimer Pfarrer Philipp Matthäus Hahn.

Anthes ist ein Experte auf dem Gebiet und hat selbst eine Sammlung von etwa 300 mechanischen Rechenmaschinen, werden noch Rechenschieber und anderes hinzugezählt sind es gar 1000 Objekte, die der Wissenschaftler sein eigen nennt. Seit er vor 25 Jahren auf einem Flohmarkt die erste Maschine erwarb, ist er der Sammelleidenschaft erlegen. Anthes unterteilte die Geschichte der Rechenmaschinen in drei Phasen. In der Erfindungsphase (1623 bis 1850) gelang das Unvorstellbare, die geistig anspruchsvolle Tätigkeit des Rechnens konnte von einer Maschine ausgeführt werden. Erst waren die Wissenschaftler am Zuge, beispielsweise der Herrenherger Wilhelm Schickard (1623), der Pariser Blaise Pascal (1650) oder der Leipziger Gottfried Wilhelm Leibniz (1680).

Continental thAls diese mit ihrem Latein in technischer Beziehung am Ende waren, schlug die Stunde der Instrumentenbauer, zu denen auch Hahn zählte. Die Entwicklungsphase zur fabrikationsfähigen Rechenmaschine datiert Anthes von 1820 bis 1920. In dieser Zeit fand ein Wettbewerb von Erfindern, Ingenieuren und Uhrmachern mit einer Vielzahl von mehr oder weniger brauchbaren Konstruktionen statt. Die verschiedenen Prinzipien wurden entwickelt etwa das Staffelwalzen-, das Stellsegment-, das Sprossenrad-, das Schaltklinken- oder das Proportionalhebelprinzip.

Am Ende dieser Phase beherrschten die Maschinen alle vier Grundrechenarten und konnten die Vorgänge und Ergebnisse ausdrucken. Sie erforderten jedoch aufgrund der Zehnerübertragung einen großen Kraftaufwand, „Frauen waren hinterher platt, wenn sie einen Vormittag damit rechnen mussten", schilderte Anthes. In der dritten Phase (1910 bis 1970) wurden die Technik und die Bedienung der Maschinen weiter verbessert, sie wurden motorisiert, automatisiert und verkleinert. Dazu kam die Erweiterung der einfachen Rechenmaschinen zum Buchungs-Fakturier-Automaten.

Mechanische Rechenmaschinen thEben solche Geräte sind in der Ausstellung zu bewundern. Ernst Hövelborn, der Vorsitzend des Heimat- und Kunstvereins, hatte die mechanischen Rechenmaschinen Wunderwerke der feinmechanischen Uhrmacherkünste genannt. Sie sind Instrumente, die analog die Befehle der menschlichen Hand in die Mechanik eines summierenden Getriebes umsetzen. Das Rechnen wird als Vorgang in der Bewegung der Gestänge, Zahnräder und Walzen sichtbar und sinnlich nachvollziehbar.

Hövelborn dankte nicht nur dem nimmermüden Leiter der Techniksammlung, Heinz Wollenhaupt,  sowie seinen Helfern für die Konzeption und Realisierung der imposanten Ausstellung, sondern in besonderem Maße auch dem Backnanger Dieter Kreutzmann. Denn 30 Rechenmaschinen stammen aus dem Fundus des Geschäftsmannes, der schon früh mit einer eigenen Sammlung begonnen hatte und dadurch nun der Ausstellung Umfang und Gewicht verleihen konnte.

Die Ausstellung gibt laut Hövelborn einen Überblick über das was Handel und Industrie von den Fünfzigern bis in die siebziger Jahre an Rechenmaschinen benutzt haben, bevor der Siegeszug der elektronischen Geräte einsetzte. Es sind zwar keine spektakulären Sammlerobjekte aber das Spektrum umfasst handkurbelbetriebene Addiersegmente ebenso wie Rechenmaschinen mit Staffelwalzen oder Sprossenrädem. Die ausgestellten Rechner sind auch keine Backnanger Produkte, aber sie wurden in den unterschiedlichsten Bereichen der Industrie, des Handels und der Verwaltung hauptsächlich im kommerziellen Bereich als Arbeitswerkzeug benutzt und beleuchten einen Teil der Backnanger Industriegeschichte.

(Quelle: Backnanger Kreiszeitung vom 30.05.2005, mit freundlicher Genehmigung Verlag Fr. Stroh, Backnang, Text: Matthias Nothstein, Fotos: E. Layher)

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