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Arzt und Computer- ideale Ergänzung oder notwendiges Übel? - Medizinische Informatik im mod. Gesundheitswesen
Referent: Prof. Dr. med. Wendelin Schramm, Hochschule Heilbronn
Datum: Mittwoch, 05. Dezember 2012
Ort: Bürgerhaus Backnang, Fritz-Schweizer-Saal
 

Arzt und Computer, eine untrennbare Verbindung 

Prof. Dr. med. Wendelin SchrammProf. Dr. med. Wendelin SchrammProf. Dr. med. Wendelin SchrammDie Frage, ob der Computer für den Arzt eine ideale Ergänzung oder eher ein notwendiges Übel sei, beantwortete Professor Dr. Wendelin Schramm von der Hochschule Heilbronn bei einem höchst interessanten Vortrag des Fördervereins Technikmuseum Backnang eindeutig: beide sind nicht mehr voneinander zu trennen.

Den Anblick des auf seinen Bildschirm konzentrierten Arztes, der beim Gespräch mit dem Patienten bisweilen den Eindruck erweckt, das Gelesene sei ihm wichtiger als das Gehörte, kennt eigentlich jeder. Dieser Eindruck trügt, die Informationen über den Patienten sind hier in konzentrierter Form standardisiert dargestellt. Sie geben dem Mediziner z.B. wichtige Hinweise zum bisherigen Verlauf einer Krankheit. Natürlich ist hier nur ein sehr offenkundiger Bezug zwischen Informationstechnik und Medizin zu sehen. Die Berührungspunkte gehen aber weit darüber hinaus. Schramm, der persönlich in vielfältige Projekte der medizinischen Informatik im In- und Ausland eingebunden war, schlug einen weiten Bogen über das gesamte Spektrum der medizinischen Behandlungsabfolge. Prävention, Diagnose, Therapie, Beobachtung, Rehabilitation und schließlich Pflege, keine der Phasen ist heute noch ohne Informationstechnik, also Computerunterstützung, denkbar.


StrahlentherapieHeutige bildgebende Verfahren ermöglichen mit Rechnerunterstützung eine dreidimensionale Darstellung von z.B. Tumoren, deren Bekämpfung durch Strahlen am Bildschirm in höchster Präzision ermittelt und schließlich am Patienten auch ausgeführt werden kann. Softwaregesteuerte Apparaturen dosieren Medizin für den Patienten, analysieren Körperflüssigkeiten und operieren. Sensoren am Patienten übertragen Signale auf ein im Rechner simuliertes Körperteil und lassen langwierige Untersuchungen zu, ohne den Betroffenen zu behelligen. Den Anwendungen sind kaum mehr Grenzen gesetzt. Weil die Durchdringung mit Computerprogrammen so umfassend ist und die Konsequenzen bei Fehlern für den Patienten fatal sein können, wird in Deutschland Software für medizinische Anwendung als Medizinprodukt erfasst und einer Zulassung unterzogen. Dies ist keineswegs in allen Ländern der Fall. Die deutsche Industrie ist international in der  Medizininformatik sehr gut aufgestellt. Ein höchst interessanter Aspekt ist die Ausbildung junger Mediziner. Hier lassen sich mit virtuellen Patienten und Krankheitsgeschichten alle Schritte einer Behandlungsabfolge nachvollziehen und wiederholt üben.


Prof. Schramm ließ keinen Zweifel aufkommen: wir benötigen diese technische Unterstützung uneingeschränkt. Er weist aber auch zu Recht darauf hin, dass wir unsere Augen nicht vor den Konsequenzen verschließen dürfen. Im beeindruckenden Glanz der Hightech-Medizin inmitten kommerzieller Zwänge beschleicht manchen Patienten das beklemmende Gefühl, keineswegs mehr Herr des Verfahrens zu sein. Es wurde den Zuhörern klar, dass Patienten ihre Interessen im Spiel zwischen Industrie, Verbänden, Kassen und Politik nur unzureichend vertreten. Die geringen Mitgliederzahlen von Selbsthilfeorganisationen bei gleichzeitig Millionen Betroffener -Beispiel Diabetes- zeigen, dass das Problembewusstsein noch nicht sehr weit entwickelt ist. Auch die heutigen Ärzte, einerseits Nutznießer neuester Technologie, andererseits Opfer einer immer weiter um sich greifenden formelhaften Dokumentationsflut müssen gehört werden. Das Verhältnis Arzt und Computer stellt sich als untrennbar heraus, bietet aber weiterhin ausreichend konstruktiven Diskussionsstoff. 

2012-12-05 Arzt und Computer
2012-12-05 Arzt und Computer

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