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Zeitgemäße Forstwirtschaft
Referent: Eckart Hink, Backnang
Datum: Mittwoch, 07. Oktober 2015
Ort: Bürgerhaus Backnang, Walter-Baumgärtner-Saal
 

„Der Wald ist keine Holzfabrik und er lebt erst richtig, wenn er stirbt“.

Helm Eckart HinkHelm Eckart HinkHelm Eckart HinkSätze wie diese ließen die Zuhörer beim äußerst interessanten Vortrag des ehem. Forstdirektors aus Backnang aufhorchen. In einer Runde bei der es üblicherweise um Technik und ihre Geschichte geht, war das Thema Waldwirtschaft etwas Besonderes. Es ist im Grunde jedermann bewusst, dass der Wald ein sensibles Ökosystem ist. Wie sehr diese banale Erkenntnis aber zu verantwortungsvollem Handeln der Beteiligten führen muss und dass dabei durchaus konfliktträchtige Situationen entstehen können, legte Hink überzeugend dar.

Erhellend sind in der Regel Zahlen. In grauer Vorzeit bedeckte Wald zu 90% die Landfläche unserer Erde. Vor 800-900 Jahren war dieser Bestand bereits durch Rodung auf ein Drittel reduziert worden. Heute haben wir in Deutschland keine Urwälder mehr. Aus Urwald wurde durch menschliche Einflussnahme Kulturwald. Pollenanalysen ergaben, dass klimabedingt in den letzten zehntausend Jahren nach der Eiszeit die Wälder von Birke, Weide und Kiefer über Eiche zu Buche ihre Hauptbaumarten wechselten. Wir leben heute in der „Buchezeit“, obschon dies nicht immer so augenfällig ist. Schnell wachsende Nadelhölzer sind aus ökonomischer Sicht durchaus ein ernst zu nehmender Konkurrent. Hier mag man bereits ein Konfliktpotential erkennen, dass einer naturnahen Bepflanzung des Waldes widerspricht. Die Nähe zur Natur ist der alles entscheidende Punkt. Der richtige Anteil von Mischbeständen, eine vernünftige Kombination von Baumhöhen, eine waldverträgliche Wilddichte, Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen, Totholzanteil, all dies sind messbare Parameter eines Waldes und sie bestimmen die Naturnähe. Der Titel dieses Berichtes bezieht sich auf den so wichtigen Alt- und Totholzanteil. Das Zerfallen und Zersetzen der organischen Substanzen wie Holz, Äste, Blätter, Nadeln setzt anorganische Stoffe wie Magnesium, Calcium, Phosphor, Kalium frei. Dies erhöht die Artenzahl von Flechten, Viren, Pilzen, Insekten und Schnecken in entscheidendem Maße. Dabei werden der Nährstoffkreislauf und die Bodenertragskraft gesichert.


Quelle: „Carlowitz Sylvicultura“ von Hans Carl von Carlowitz Niemand war so frühzeitig mit der langfristigen, vorausschauenden Planung seines Tuns befasst wie die Forstwirtschaft. Hans Carl von Carlowitz beschrieb 1713 unter dem Druck einer großen Holznot eine sachgerechte Waldwirtschaft und schuf den Begriff der Nachhaltigkeit. Erst zweihundert Jahre später übersetzten die Engländer ihn mit Sustainability. Die Wissenschaft griff mit der Studie des Club of Rome 1972 in die Debatte ein. 1987 verfasste eine Kommission der Vereinten Nationen den sog. Brundtland-Bericht. Darin wird u.a. der Begriff Nachhaltigkeit zukunftsweisend definiert. Heute wird dieser Begriff allerdings wahllos zu Marketingzwecken missbraucht und ist zu einer inhaltsleeren Phrase verwässert.


Hat Wilhelm Busch Recht, wenn er sagt: „ Am schönsten hat’s die Forstpartie, die Bäume wachsen ohne sie“? Er hat nur zum Teil Recht. In Deutschland sorgen entsprechende Gesetze der Bundesländer dafür, dass der Wald wegen seines wirtschaftlichen Nutzens, seiner Bedeutung für die Umwelt und die Erholung der Bevölkerung mit einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung gesichert werden muss. Ist also alles in Ordnung? Keineswegs, in den Wäldern Baden-Württembergs sind aufgrund immer noch hoher Schadstoffimissionen mehr als 40% der Bäume krank. Die Basis der Photosynthese ist massiv gestört. Die Untergangsszenarien des Waldsterbens sind allerdings heute nicht mehr in die Schlagzeilen zu bringen. Der Referent hinterließ eine nachdenkliche Zuhörerschaft.

2015-10-07 Zeitgemaesse Waldwirtschaft
2015-10-07 Zeitgemaesse Waldwirtschaft

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