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Die Geschichte der Rechenmaschinen
Referent: Ulrich Rauscher, Backnang
Datum: Mittwoch, 04. Februar 2015
Ort: Bürgerhaus Backnang, Fritz-Schweizer-Saal
 

Wie eine Motte zum Bug wurde

Ulrich RauscherUlrich RauscherUlrich RauscherMehr als hundert Zuhörer erlebten eine höchst unterhaltsame Mathematikstunde. Ausgestattet mit einer Fülle wunderbarer alter mechanischer Rechenapparate und Hilfsmittel aus Pappe und Papier verstand es Rauscher durch Verknüpfung von Anekdoten, komplexem Fachwissen und praktischer  Vorführung jeden in seinen Bann zu schlagen.

Star des Abends war zweifellos der Abakus. Seit mehr als 3000 Jahren in Gebrauch wird dieses simple Gerät unterlegt mit einer genialen Anwendungsidee zum Urvater aller Computer. Immer noch als Kinderspielzeug beliebt, hat er jedoch längst seine Rolle als täglicher Rechengefährte eingebüßt. Kann man denn mit einem Abakus dreistellige Zahlen miteinander multiplizieren? Kann man im binären Zahlensystem der digitalen Welt per Abakus addieren und subtrahieren? Man kann, die Gäste konnten es mit eigenen Augen sehen. Die simple Erkenntnis „wer zählen kann, kann auch rechnen“ ließ sich mittels verblüffender Beispiele beweisen.

Der Weg der Rechenmaschinen in die heutige Zeit war lang und kompliziert. Wilhelm Schickhardt -Neffe des in Backnang wohlbekannten Baumeisters- erfand um 1623 seine „Rechenuhr“, die die vier Grundrechenarten beherrschte. Ulrich Rauscher zeigte mittels vorbereiteter Papierstreifen auf eindrucksvolle Weise die Funktion der komplexen Mechanik. Blaise Pascal präsentierte 1641 seine Pascaline, ebenfalls für die Grundrechenarten geeignet und schließlich zeigte Gottfried Wilhelm Leibniz 1673 mit seiner Staffelwalzenmaschine, deren Konstruktionsprinzip zweihundert Jahre lang alle nachfolgenden Rechner beeinflusste, was inzwischen technisch möglich war.

rechenmaschineEin ganz anderes Prinzip der Berechnung erschloss der Rechenschieber. Eine Vorstufe zum besseren Verständnis können z.B. zwei gegeneinander verschobene Meterstäbe sein. Das Ende des oberen zeigt auf einen Summanden, unter dem zweiten befindet sich das Ergebnis. Es werden also einfach Strecken addiert. Seit der Entwicklung des Konzeptes der Logarithmen kann man auf solchen Stäben auch logarithmische Strecken aufdrucken und addieren. So lassen sich einfach Multiplikationen durchführen. Je nach Branche und Anwendungsfall waren Rechenschieber mit einer großen Anzahl spezieller Basisformeln bedruckt. Ihr Ende kam Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts mit dem Aufkommen elektronischer Taschenrechner.

Bevor die Elektronik in die Welt der Großrechner einzog, gab es bemerkenswerte Anlagen. Konrad Zuse baute 1938 mit dem Z1 seinen ersten elektrisch angetriebenen mechanischen Rechner, im Jahre 1941 folgte mit dem Z3 der erste  vollautomatische Computer auf Basis von Telefonrelais. Diese Art von Relais waren auch Kern des amerikanischen MARK II von 1946. Der hatte einst eine ernsthafte Störung, die nach langer Fehlersuche schließlich bei einer Motte endete, die sich zwischen zwei Relaiskontakten verfangen hatte. Der Computer Bug (engl. für Insekt) war geboren.

In Backnang wurde gegen Anfang der sechziger Jahre, sozusagen als Nebenprodukt einer elektronischen Vermittlungssteuerung der Telefunken Rechner TR4 entwickelt. Dies war damals der größte in Europa entwickelte Digitalrechner. Der nächste große Schub für die elektronische Rechnerwelt entstand mit dem Aufkommen der Personal Computer. Mikroprozessoren und Halbleiterspeicher schrumpften die Systeme auf Schreibtischformat. Amerikanische Firmen dominierten das Geschehen. Die Welt der Supercomputer ist mit ihren Rechenleistungen längst der normalen Vorstellungswelt entschwunden. Derzeit führt die chinesische Tianhe-2 (Milchstraße-2) mit 1015 Rechenoperationen pro Sekunde die Rekordliste an.

2015-02-04 Geschichte der Rechenmaschinen
2015-02-04 Geschichte der Rechenmaschinen

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