Stadtplaner schwärmt von einer Basilika
Ehemalige Kaelble-Halle eignet sich gut für ein Technikmuseum - Baulicher Zustand wird als sehr gut eingeschätzt
Backnanger Kreiszeitung vom 02.05.2009
Auf dem Weg zu einem neuen Technikmuseum scheint man in der Stadt Backnang einen Schrittweitergekommen zu sein. Ein Großteil der Stadträte war bei einer Besichtigung der alten Kaelble-Halle beeindruckt von den sich bietenden Möglichkeiten.
VON REINHARD FIEDLER
Martin Schick ist zuversichtlich, dass der größte Teil der Ausstellungsstücke auch tatsächlich ausgestellt werden kann. Denn Platz hat's genug und die Statik hält auch vieles aus. Zudem ist es technisch problemlos möglich, die vielen nicht tragenden Zwischenwände herauszunehmen und aus dem oberen Geschoss eine Galerie zu machen. "Wir kaufen nicht, um zu renovieren, wir bauen nur um", sagte Stefan Setzer. "Aha" flüsterte ein Stadtrat, "aber bloß vielleicht".
BACKNANG. Im Herbst vergangenen Jahres nahm das Projekt Technikmuseum Backnang Fahrt auf. Ein Förderverein um den Macher Jürgen Beer schlug zusammen mit dem Rathaus vor, die verstreut in der Stadt untergebrachten Exponate aus der örtlichen Industriegeschichte gemeinsam an einem Ort anschaulich zu präsentieren - nämlich in der einstigen Kaelble-Halle in der Wilhelmstraße 32. Der Gemeinderat signalisierte sein Okay. Kaufen will man die Katze allerdings nicht im Sack. Und so trafen sich die im Technischen Ausschuss sitzenden Räte am Donnerstagabend zur Besichtigung vor Ort. Beim Rundgang durchs Gebäude wurde rasch klar: Bestens geeignet. So zeigte sich beispielsweise Jürgen Beer höchst zufrieden mit dem Zustand der Räumlichkeiten und Chefstadtplaner Stefan Setzer geriet beim Anblick des "sehr guten baulichen Zustandes" geradezu ins Schwärmen: "Aufgebaut wie eine Basilika." KulturamtsleiterVerständlich, denn letztlich dreht sich auch im Fall Technikmuseum alles ums Geld. 600 000 Euro sind dafür zunächst als Budget eingestellt, hieß es am Donnerstag. Dem schottischen Eigner liegt ein Kaufangebot der Stadt zu einem Preis von 470 000 Euro vor, der Stadtplanungschef spricht von "einer Verhandlungsgrundlage". Bereits Anfang Februar hatte Stadtkämmerer Siegfried Janocha optimistisch erklärt, dass man "sich fast geeinigt" habe. Janocha war es auch, der seinerzeit im Gemeinderat von anderen Kosten gesprochen hatte. Als Hausnummer hatte er 1,1 Millionen Euro genannt, die die Stadt locker zu machen habe. Unabhängig von den Kosten: Wenn's klappt mit dem Museum, dann wollen Stadt und Verein auch die Bürger mit Vorträgen und Diskussionen einbinden. "Das bringt dann Leben rein", sagte Beer. Und Bürgermeister Michael Balzer: "Wir bauen keine tote Landschaft."
Die Kaelble-Halle
Panzerreparatur und Schulung
- 1938 errichtet die Carl Kaelble GmbH in der Wilhelmstraße ein Reparaturwerk. Während des Zweiten Weltkriegs wird dort militärisches Gerät, auch Panzer, gewartet und instand gesetzt. Mit Ende des Nazi-Regimes nutzen die US·Truppen des Gebäude für den gleichen Zweck.
- 1986 kauft die damalige ANT Nachrichtentechnik GmbH die Halle, renoviert sie, baut sie um und benutzt sie als Werkstatt und Lagergebäude und später für Schulungsräume. Diesen Zweck erfüllte das nach wie vor Kaelble-Halle genannte Gebäude auch für die Nachfolgefirmen Robert Bosch GmbH und Ericsson GmbH.
- Seit lanuar 2009 steht das Gebäude leer, Ericsson schult seine Mitarbeiter ab jetztzentral in Düsseldorf. Die Halle gehörtzwischenzeitlich der schottischen Immobilienfirma Kenmore.
(Angaben: Walter Rudolf. Facilitymanager Ericsson)