Auf dem Weg zur "Kathedrale der Technik"
Aus einer alten Kaelble-Halle soll bis zum Sommer 2015 ein Technikforum werden - Gesamtkosten: 1,88 Millionen Euro
Backnanger Kreiszeitung vom 22.02.2014
Ein guter Start: Einstimmig hat der Technische Ausschuss dem Gemeinderat empfohlen, eine vom Rathaus vorgelegte Konzeption für ein Technikforum zu verwirklichen. Fertigstellung soll im Sommer 2015 sein.
VON REINHARD FIEDLER
Schon viele Jahre träumt man in Backnang von einer attraktiven Präsentation der Techniksammlung, die über Jahrzehnte von Freiwilligen zusammengetragenen Exponate aus der Backnanger Industriegeschichte. Viele Jahre lang hatte man immer mal wieder einen anderen Ort im Visier. Doch dann kam der entscheidende Tag: Am 11. April 2013 beschloss der Gemeinderat den Kauf der ehemaligen Kaelble-Werkshalle in der Wilhelmstraße 32.
Zwischenzeitlich gehört das Gebäude der Stadt und zwischenzeitlich haben sich Verwaltung und Experten Gedanken gemacht, wie das Ding aussehen und wie es gestaltet werden kann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die im Ausschuss sitzenden Stadträte brachen zwar nicht in Jubel aus, vermittelten aber sehr wohl den Eindruck, dass sie zufrieden sind mit dem, was ihnen Stadtbauamtschef Hans Bruss und Kulturamtsleiter Martin Schick präsentierten:
Nicht mehr Technikmuseum und auch nicht mehr Haus der Technik soll die neue Einrichtung heißen, sondern Technikforum Backnang. Weil das Gebäude nach umfangreicher Sanierung und Einrichtung den Charakter einer „lebendigen Sammlung mit vielerlei möglichen Aktivitäten" haben soll, wie Schick sagte. Aktivitäten 'könnten etwa eine vom Förderverein Technikmuseum initiierte Forschungswerkstatt sein, die Vorführung von Maschinen im Betrieb, Führungen für Schulklassen und dergleichen mehr. Der Kulturamtsleiter spricht von einem: „Ort mit großer Bandbreite von möglichen Veranstaltungen“. Schwerpunkte der Ausstellung sind die vier großen Bereiche der Backnanger Industriegeschichte: Gerberei, Maschinenbau, Nachrichtentechnik sowie Spinnerei. Die Gestaltung der Ausstellung ist mit Experten, mit dem Förderverein als auch mit den schon viele Jahre ehrenamtlich Tätigen ("Ur-Macher“, wie sich Stadtrat Dr. Gerhard Ketterer originell ausdrückte) abgestimmt:
In der ersten Hälfte des hohen Hauptschiffes der Halle "werden nach dem Eingang für jeden Industriezweig bedeutende Leitexponate sowie die große Dampfmaschine als Zeuge der Industrialisierung in Licht und Funktion inszeniert“: schreibt Martin Schick in der Sitzungsvorlage. Im zweiten Teil soll eine „frei bespielbare Veranstaltungsfläche für bis zu 200 Besucher und für Wechselausstellungen bereitstehen“.
Weitere Exponate genannter Industriezweige sollen in den niedrigen Seitenschiffen in sogenannte Raum-im-Raum –Elemente eingebaut werden. Diese modularen Elemente sollen begehbar angeordnet werden und eigene Räume bilden. Damit die ursprüngliche Architektur der Halle wieder erlebbar wird, werden diese Module von den Wänden des Gebäudes weggerückt. Für die Besucher sollen die Themenbereiche durch ein Farbleitsystem erkennbar sein. Die Fachleute versprechen "vielfältige Präsentationsmöglichkeiten für Exponate und andere Objekte und filmische, textliche, fotografische und akustische Vermittlungsmedien“.
Doch bevor die Halle in dieser Weise gestaltet und bestückt werden kann, sind umfangreiche Baumaßnahmen notwendig, wie Hans Bruss erläuterte.
Die Gesamtkosten des Technikforums werden mit 1.880.000 Euro angegeben. Als der Gemeinderat vor einem knappen Jahr den Beschluss zum Erwerb der Halle gefasst hatte, war noch von rund 1.550.000 Euro die Rede gewesen - auch, weil die Grunderwerbssteuer nicht mitgerechnet worden war. In den Gesamtkosten stecken 700.000 Euro für den Kauf der Halle und 930.000 Euro an Baukosten. Nach Abzug von Spendenzusagen des Fördervereins über 250.000 Euro und nach Abzug von Landeszuschüssen bleiben rund 330.000 Euro übrig,
die die Stadt zu leisten hat.
Weil diverse Landesprogramme auslaufen, müssen sich die Verantwortlichen mit der Verwirklichung des ehrgeizigen Projektes sputen, die Eröffnung soll im Juni nächsten Jahres über die Bühne gehen. - Wenn alles so funktioniert, wie es jetzt auf dem Papier steht und wie es den Stadträten in einer Visualisierung präsentiert wurde, dann könnte in Backnang Realität werden, was Martin Schick als „Kathedrale der Technik" bezeichnete.