Ein Blick in die Techniksammlung (I) - Von der Idee des Oberbürgermeisters bis zur etwas anderen Realisierung
Von unserem Redaktionsmitglied INGRID KNACK
Im September 1988 schlägt der damalige Oberbürgermeister Hannes Rieckhoff vor, ein Technikmuseum aufzubauen. Einmütig spricht sich der Gemeinderat dafür aus, die Wirtschaftsgeschichte der Stadt von der Gründerzeit bis heute in einer solchen Form zu präsentieren. Im Dezember 1989 fertigt der Esslinger Kulturwissenschaftler Christian Glass im Auftrag der Stadt Backnang ein Gutachten an. Als sinnvoll erachtet er ein Stadtmuseum, in dem in verschiedenen Abteilungen die Stadtgeschichte und Entwicklung der Industrie veranschaulicht wird. Dafür geeignet hält Glass die Kaelble-Halle, die alte sogenannte Fertigmacherei (Endmontage und Lackierung). Doch der Gemeinderat winkt im März 1990 ab. Er befürchtet Folgekosten von über einer Million Mark zusätzlich zu den Ausbaukosten für die Halle von mehreren Millionen Mark.
Ernst Hövelborn meint: „Die Konzeption eines Technikmuseum ist für Backnang eine kulturelle Chance.“ Ein Vertreter der Stadt Backnang äußert sich hingegen skeptisch und erläutert andere Prioritäten der Stadt.
Beim 53. Altstadtstammtisch des Heimat- und Kunstvereins Backnang im November 1990 stellt Glass seine Konzeption vor und „stieß bei den Zuhörern auf ein weit größeres Interesse als seinerzeit im Gemeinderat“, ist danach in der Backnanger Kreiszeitung zu lesen. Heimat- und KunstvereinsvorsitzenderIn der Mitgliederversammlung des Heimat- und Kunstvereins Backnang im März 1991 stellt der Vorstand des Vereins eine Konzeption für ein Backnanger Technikmuseum vor, in dem den Besuchern die vier Säulen der Backnanger Industrielandschaft anhand von Belspielen näher gebracht werden. Unter anderem sollen die Exponate im Gerberzimmer des Museums Helferhaus in die Sammlung integriert werden. Am 6. Oktober 1993 wird zwischen der Stadt Backnang und dem Heimat- und Kunstverein eine Vereinbarung über eine gemeinsame Techniksammlung geschlossen. Die Zielsetzung: „Entsprechend der vom Gemeinderat im Mai 1992 beschlossenen Kulturkonzeption soll die bestehende Techniksammlung kontinuierlich aufgebaut und vervollständigt werden.“ Der Heimat- und Kunstverein gründet innerhalb des Vereins einen Arbeitskreis Techniksammlung, dessen Mitglieder sich mittlerweile in vielen tausenden Arbeitsstunden für das ehrgeizige Vorhaben eingesetzt haben. Der Arbeitskreis ist untergliedert in verschiedene Gruppen, die sich wöchentlich zum Restaurieren der Maschinen treffen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Rentner, die früher in der jeweiligen Branche gearbeitet haben und jetzt ihre ehrenamtliche Tätigkeit als Hobby betreiben.
Obendrein macht sich vor allem Heinz Wollenhaupt, zweiter Vorsitzender des Heimat- und Kunstvereins, für die Sammlung stark. Die Stadt sorgt dagegen im Rahmen Ihres Wollens und Könnens für die finanzielle Ausstattung.