Besondere Modelle, interessante Geschichten
„Kaelble und Knapp – eine Backnanger Erfolgsgeschichte im Fahrzeugbau“ – Ausstellung in der Kaelble-Halle
Backnanger Kreiszeitung 22.10.2009, von Claudia Ackermann
Eine Symbiose war jahrzehntelang die Zusammenarbeit der Firma Carl Kaelble mit dem Karosseriebetrieb J. Knapp. Die Geschichte der Unternehmen und die Entwicklung der Technik sind in der Fotoausstellung „Kaelble und Knapp – eine Backnanger Erfolgsgeschichte im Fahrzeugbau“ zu sehen.
Rund 70 Jahre lang hat die Backnanger Firma J. Knapp & Söhne Karosserien für Kaelble-Fahrzeuge gebaut. Die Ausstellung historischer Fotos im Eingangsbereich der Kaelble-Halle in der Mühlstraße 13 erzählt die Geschichte des Karosseriebetriebs und zeigt Fahrzeuge, die in Zusammenarbeit der beiden Unternehmen entstanden sind.
Im Rahmen des Kaelble-Oldtimer-Treffs hat Peter Wolf die Ausstellung konzipiert, bei der auch der kleinere Partner, der Karosseriebauer, hervorgehoben wird. Veranstaltet wird die Schau von der Techniksammlung Backnang.
Eine Tafel informiert über die Geschichte der Firma Jacob Knapp, der am 1. April 1930 einen Stellmacherbetrieb in der Eugen-Adolff-Straße, nahe der heutigen Chelmsford-Brücke, in die Handwerksrolle eintragen ließ. Durch das Aufkommen des Gummireifens stellte der Wagner einige Zeit später seinen Betrieb auf Karosseriebau um. Die Zusammenarbeit mit der Firma Kaelble begann Mitte der 1930er-Jahre, als die Kaelble-Zugmaschinen eine geschlossene Fahrerkabine erhielten. Fotos von kuriosen Vehikeln sind in der Ausstellung zu entdecken, wie ein Personentransportfahrzeug, in dem drei Grazien sitzen, davor steht ein stolzer Chauffeur. Nur an den Wochenenden wurde der Wagen zu Ausflügen ins Grüne genutzt, weiß Peter Wolf. Den Aufbau mit den Sitzplätzen konnte man abnehmen, so fungierte das Fahrzeug an den Werktagen als Lastwagen für Kohletransporte.
Die Fotos zeigen nicht nur außergewöhnliche Modelle und die Weiterentwicklungen der Technik – sie erzählen Geschichten. Etwa wie 1936 die Olympiaglocke mit einer Kaelble-Zugmaschine über den Platz am Brandenburger Tor in Berlin befördert wurde, oder wie ein Kaelble-Fahrzeug den Eisenbahnwaggon 1940 von Frankreich nach Deutschland transportierte, in dem 1918 der Waffenstillstand von Compiègne und auch der Waffenstillstand während des Zweiten Weltkrieges unterzeichnet wurde. Ein Foto zeigt den Transport eines Schiffes, das von mehreren Zugmaschinen aus Backnanger Herstellung über die Reichsautobahn geschleppt wurde. Gerade diese Geschichten, die die historischen Bilder erzählen, machen nach den Worten Peter Wolfs, der Design mit Schwerpunkt Fotografie studiert hat und seit 1993 Mitglied der Backnanger Techniksammlung ist, die Faszination aus, die von diesen Aufnahmen ausgeht.
Eine Besonderheit ist auch eine Zugmaschine von 1937, die mit zwei Sitzplätzen ausgestattet war, die nach hinten ausgerichtet sind. Transportbeobachter saßen darauf, die den Anhänger im Blick hatten, damit nichts verlorengeht oder gestohlen wird. Auch ein Fahrzeug, das mit einem Holz-Vergasungssystem à la Imbert ausgestattet war, ist in der Ausstellung zu sehen. „Mit einem fünf Kilo schweren Weihnachtsbaum im Tank kommt man gut 25 Kilometer weit“, heißt es in einem ausgestellten Zeitungsausschnitt. In Sisyphusarbeit hat Wolf die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Eberhard Krumm, dem Enkel des Firmengründers Jacob Knapp, zusammengestellt. Die Fotos stammen aus Privatbesitz oder dem Archiv der Techniksammlung. Krumm hat den Karosseriebau-Betrieb, den sein Großvater gründete, bis zur Schließung 2004 geführt, dem
Jahr, als auch die Firma Kaelble ihre Pforten schloss. Eine interessante Ausstellung, nicht nur für Freunde historischer Fahrzeuge, die einen Streifzug durch technische Entwicklungen, aber auch durch die Geschichte bietet.
Die Fotoausstellung „Kaelble und Knapp – eine Backnanger Erfolgsgeschichte im Fahrzeugbau“ ist noch am Samstag, 24. Oktober, und am Sonntag, 25. Oktober, jeweils von 13 bis 16 Uhr in der Kaelble-Halle in der Mühlstraße 13 zu sehen.