Einstimmiges Ja zum neuen Museum
Techniksammlung wird zusammen mit dem Stadtarchiv in der früheren Kaelble-Maschinenfabrik Wilhelmstraße 32 untergebracht
Backnanger Kreiszeitung vom 13.04.2013, von Matthias Nothstein
Der Wunsch von Jürgen Beer ging in Erfüllung. Das Vorstandsmitglied des Fördervereins Technikmuseum wollte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats nicht nur ein Ja der Stadträte zum neuen Museumsstandort, er wollte gar ein einstimmiges Votum. Fakt ist nun: Techniksammlung und Stadtarchiv kommen in die ehemalige Kaelble-Maschinenfabrik.
Über 25 Jahre lang wird schon über ein Museum für die Backnanger Industrie- und Technikgeschichte diskutiert. „Was länge währt, wird endlich gut“ war daher eine Redewendung, die am Donnerstagabend mehrfach benutzt wurde. Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper sprach im Hinblick auf die jetzige Lösung nicht nur von einem finanziell und konzeptionell tragfähigen Vorschlag, sondern sogar vom großen Wurf. Er schlug vor, das Gebäude Wilhelmstraße 32 zu kaufen und es zum Technikforum Backnang umzubauen. Das Areal der bisherigen Techniksammlung in der Mühlstraße soll verkauft werden, am liebsten sähe es das Stadtoberhaupt, wenn dort Wohnungsbau realisiert werden könnte. Auch das Stadtarchiv soll in das künftige Technikforum einziehen. Es ist derzeit im
sanierungsbedürftigen Gebäude Stuttgarter Straße 54 untergebracht. Auch dieses Haus soll verkauft werden und möglicherweise die Initialzündung für eine städtebauliche Aufwertung des gesamten Quartiers im Bereich Blumenstraße/Stuttgarter Straße werden.
Die Kosten für den Grunderwerb, den Gebäudeumbau, die Sanierung und die museale Einrichtung bezifferte Nopper auf 1,55 Millionen Euro. Die Stadtverwaltung ist zuversichtlich, dass die Finanzierung klappt. Sie rechnet mit 550000 Euro Erlös aus den beiden Grundstücksverkäufen. Zudem sind Sanierungsmittel von Bund und Land in Höhe von 450000 Euro eingeplant. Und nicht zuletzt stolze 250000 Euro Spendenmittel, die der Förderverein Technikmuseum in den fünf Jahren seines Bestehens gesammelt hat. Die darüber hinaus noch offenen Investitionskosten von 300000 Euro muss die Stadt zuschießen. Nopper kündigte jedoch an, er werde nochmals bei der Stiftung der Kreissparkasse Waiblingen nachhaken. Erste positive Signale erlauben den Schluss einer begründeten Hoffnung auf Förderung. Die laufenden Kosten für die beiden Gebäude bisher betrugen 19000 Euro pro Jahr, künftig werden es 25000 Euro sein.
Stefan Setzer hatte im Vorfeld sechs mögliche Standorte untersucht. Am Ende aber war der jetzt gewählte die einzig brauchbare Alternative. Einige Standortalternativen schieden aus, weil die Tragkraft der Decken nicht gegeben war, schließlich haben einige Exponate ein großes Gewicht. Andere schieden aus, weil es vermutlich besser ist, die Gebäude für benachbarte Firmen vorzuhalten. So sagte der Stadtplanungsamtsleiter beim Thema Eugen-Adolff-Straße 120, im Umfeld herrsche „eine hohe Dynamik bei den Betrieben“. Andere Standorte schieden wegen des hohen Investitionsbedarfs aus, so etwa das Gebäude Gartenstraße 106. Dort hätte alleine die Sanierung 1,2 Millionen Euro verschlungen. Auch ein Neubau war kurz Thema, wurde aber ebenso wegen der hohen Kosten verworfen.
Kein Vergleich dazu die frühere Kaelble-Fertigungshalle. Sie ist laut Setzer technisch und energetisch in einem hervorragenden Zustand. Und zudem ein Haus mit einer eigenen Technikgeschichte. Die Halle verfügt über riesige Oberlichter und einen Kran, der den künftigen Anforderungen ausgezeichnet zupasskommt. Das Untergeschoss wird als Lagerfläche genutzt, zudem werden dort spezielle Werkstätten für alle Bereiche eingerichtet. Im Erdgeschoss können die Exponate auf 950 Quadratmetern präsentiert werden. Und bei dieser großen Zahl sind Nebenflächen für Toiletten oder Treppen bereits abgezogen. Im Zentrum stehen große Exponate der vier Kategorien Kaelble, Spinnerei, Gerberei und Nachrichtentechnik. Zudem – als Inbegriff und Voraussetzung für viele Technologien – eine Dampfmaschine. Auf den Emporen im Obergeschoss wird unter anderem das Stadtarchiv untergebracht.
Aktivitäten stattfinden können. Solche Veranstaltungen sind Teil des neuen Konzepts, das von hochrangigen Museumsexperten entwickelt wurde, nämlich von Dr. Axel Burkarth von der Landesstelle für Museumsbetreuung und von
Professor Dr. Joachim Kallinich, dem früheren Leiter des Museums für Kommunikation in Berlin. Burkarth erklärte, es ging nicht darum, ein isoliertes Museum mit toten Exponaten in die Stadt zu stellen, sondern es mit Leben zu füllen, also ein Technikforum zu kreieren. Das Konzept wurde über den grünen Klee gelobt, zumal auch die Ehrenamtlichen dabei Berücksichtigung und Anerkennung finden.
Fördervereinsvorsitzender Rüdiger Kieninger freute sich, dass die Räte dem Museumsgedanken so offen gegenüberstehen, und dankte für das Geschenk zum fünften Geburtstag des Vereins. Dr. Volker Schwarze (CDU) war zufrieden, dass die Ehrenamtlichen stark in das Konzept eingebunden sind, „denn zusätzliche Stellen können wir nicht bezahlen“. Er hegte leise Zweifel, ob die ambitionierten Grundstückserlöse erzielt werden. Stadtkämmerer Siegfried Janocha konnte beruhigen, die Zahlen seien vorsichtig angesetzt. Und Nopper sagte, „das sind keine Utopiezahlen“. Heinz Franke (SPD) würdigte das Engagement des Fördervereins, das Sammelergebnis „hat uns die Entscheidung leicht gemacht“.