Vortrag von Kurt "Conny" Schips DL1DA am 12.12.2018 im Technikforum Backnang.
Eine Bilderstrecke zur Veranstaltung finden Sie hier.
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors, Bilderauswahl Martin Braun DL5BK)
Die Geschichte der Funktechnik und des Amateurfunks
Ich rief im Stillen das Vergangene zurück,
um daran das Gegenwärtíge zu prüfen
und das Künftige daraus zu schließen
oder doch wenigstens zu ahnen.
Johann Wolfgang von Goethe, 1804
Die Anfänge
QSL-Karten verschickt wurden, die sein Bild zeigten mit der Unterschrift „Inventor of Radio“. Die vorgenannten Bausteine zu einem System zu vereinen und damit die Funktechnik zu begründen lag danach in der Luft.
Ende des 19.Jahrhunderts legten vier Physiker die Grundlagen für die Funktechnik. Es waren dies der Engländer Maxwell, der auf Grund theoretischer Überlegungen zu der Erkenntnis kam, dass es elektromagnetische Wellen geben müsse, der Deutsche Hertz, der nachwies, dass es solche gibt und dabei den Schwingkreis erfand, der Franzose Branly der sich mit der Gleichrichtung dieser Wellen befasste und schließlich der Russe Popow der mit Antennen experimentierte. In Amateurkreisen ist letzterer dadurch bekannt geworden, dass zu Zeiten der SowjetunionTatsächlich wurde bald an verschiedenen Stellen daran gearbeitet, u.a. durch den deutschen Amateur Schneider ex D4ABM von dem überliefert ist [1], dass er bereits im März 1895 einen Experimentalvortrag gehalten hat über „Telegraphie ohne Draht“.
Im gleichen Jahr machte Marconi seine ersten Versuche im elterlichen Garten, nachdem er als Gasthörer an einer italienischen Universität Vorlesungen über die neuen Entdeckungen gehört hatte. Marconi, Sohn eines italienischen Adligen und einer englischen Mutter, sollte in den kommenden Jahren eine herausragende Rolle bei der Verkündung und Verbreitung der neuen Technik spielen. Er war wohl der erste der deren Potential erkannte. Er zog nach England das durch seine Schifffahrtsinteressen ein großer Markt für die drahtlose Telegraphie zu werden versprach und gründete dort einschlägige Firmen, die über viele Jahre praktisch eine Monopolstellung auf dem Gebiet des Schiffsfunks hatten. Seine Versuche eine Verbindung zwischen Europa und Amerika herzustellen fand ein weltweites Echo. Ob es ihm seinerzeit tatsächlich gelang ist umstritten, unbestreitbar lösten sie eine Welle der Begeisterung für die drahtlose Telegraphie aus.
OM Seiferheld, ex D4MCN/DLIDB überliefert ist. Danach dampfte die kaiserliche deutsche Marine an einem Sonntag nach überstandenen Seemanövern Richtung Heimat. Da erinnerte sich einer der Offiziere auf der Brücke des Flaggschiffes daran, dass ja kürzlich so eine neumodische Einrichtung mit dem Namen Funktelegraphie auf den Schiffen installiert worden ist. Also bekam der jüngste Offizier auf der Brücke den Auftrag diese einmal auszuprobieren. In Ermangelung einer passenderen Frage lies nun dieser an das nächste Linienschiff funken: „Welcher Choral wurde heute in der Messe gesungen?“. Schnell kam die Antwort: „Wie groß ist des Allmächtigen Güte“. In der Zwischenzeit hatte aber die Wache auf der Brücke gewechselt. Sie wusste mit dem Funkspruch nichts Rechtes anzufangen und funkte unwirsch zurück: „Kann mit Bordmitteln nicht festgestellt werden“ [2].
Typisch für die Schwierigkeiten, welche die neue Technik zu Überwinden hatte, zeigt eine kleine Episode die von[3]. Auch die Kolonialverwaltungen der verschiedenen Nationen richteten mächtige Funkstellen in den jeweiligen Kolonien ein. Für eine Station im damals niederländischen Indonesien wurde beispielsweise extra ein Wasserkraftwerk errichtet um deren Stromversorgung zu sichern.
Trotz aller Hemmnisse setzte sich die neue Technik mehr und mehr durch. Zunächst bei den Seestreitkräften verschiedener Länder, wo diese wohl beim russisch~japanischen Krieg 1905 zuerst in den Einsatz kam. Auch die übrigen Militärs fanden Gefallen daran, so wird vom Einsatz mobiler Funkstellen anlässlich des Herero-Aufstandes in Südwestafrika berichtet[4]).Die Sendeenergie wurde mit Funkenstrecken (daher auch unser Begriff „Funken“), Lichtbogen und schließlich Hochfrequenzgeneratoren erzeugt. Mit Generatoren ließen sich Leistungen bis zu 100 kW darstellen, die in riesige Antennen mit Ausdehnungen in der Größenordnung von Kilometern eingespeist wurden. Zur Gleichrichtung der empfangenen Signale dienten Kohärer/Fritter und vor allem Kontaktdetektoren, die große Verbreitung fanden. Die Reichweite einer typischen Großstation mit 35 kW war bei Nutzung der üblichen Langwellen während des Tages etwa 2400 km. Die Betriebsart war ausschließlich Telegraphie, allerdings wurden schon 1906 erste Modulationsversuche gemacht.
Für den Funkverkehr kamen vorwiegend Frequenzen zwischen 1 Mhz und 30 kHz in Einsatz (Nur zum Vergleich: Die Kommunikation mit getauchten U-Booten geschieht heute noch auf Frequenzen zwischen 3 und 30 KHzWie erwähnt hatten die Marconi-Gesellschaften anfänglich praktisch ein Monopol auf dem Gebiet des Schiffsfunks, das soweit ging, dass es einem mit einer Marconi-Anlage ausgerüstetem Schiff nicht gestattet war Telegramme mit Schiffen oder Küstenstationen auszutauschen die nicht ebenfalls Anlagen von Marconi hatten. Diese Haltung führte zwangsläufig zu ausgedehnten Patentstreitigkeiten und zur Gründung von Wettbewerbern, wie zum Beispiel der Firma Telefunken in Deutschland, mit der Folge von kräftigen Marktanteilsverlusten für Marconi. Eine Aufstellung aus dem Jahre 1913 verzeichnet 440 Küstenstationen, davon waren 123 von Marconi. Auch bei Stationen an Bord von Kriegs- und Handelsschiffen waren es von 2450 Bordstationen nur noch 900 [5].
Die weltweite Verbreitung des Funkverkehrs machte internationale Regelungen notwendig. Konferenzen in Berlin (1906) und London (1912) legten wichtige Regeln fest, so u.a. dass ein Verbot des Verkehrs von Stationen unterschiedlicher Hersteller nicht zulässig ist. Umfangreiche Regelungen wurden auch für den Kriegsfall festgelegt, ein Umstand der im Hinblick auf den kurz danach ausbrechenden 1. Weltkrieg nachdenklich macht. Über den Amateurfunk in Europa ist aus jener Zeit nicht viel zu vermelden. Es waren Einzelkämpfer, die sich mit dem neuen Gebiet der Technik befassten. Typisch für das Umfeld sind die Erfahrungen die der oben erwähnte OM Schneider machte. Dieser hatte als braver deutscher Bürger für seine Funkversuche eine Genehmigung bei der preußischen Behörden eingeholt, dabei aber übersehen, dass seine Gegenstelle auf bayrischem Gebiet lag, was prompt zu einer Verurteilung in Bayern führte. Aber selbst in Neuseeland befassten sich 1908 zwei Schüler mit der Funktechnik wie eine Aufstellung zur Geschichte dieses Landes stolz vermeldet [6].
[7] erzeugten eine für europäische Verhältnisse kaum vorstellbare Begeisterung. Der Umfang dieser Begeisterung wird deutlich wenn man liest, dass eine einzige Firma täglich bis zu 1000 Detektoren verkaufte und einschlägige Kataloge Auflagen von 125000 hatten. In Magazinen wie dem „Electrical Experimenter“ wurden Baubeschreibungen veröffentlicht und fleißig nachgebaut. Es dauerte nicht lange da waren viele hundert Amateurstationen „in der Luft“. Die übliche Ausrüstung war ein Detektorempfänger, eine möglichst lange und hohe Antenne sowie ein Sender mit Funkenstrecke. Nicht selten war die akustische Reichweite dieser Sender größer als deren HF-Signale, trotzdem belegten die Amateurstationen mehr und mehr Frequenzen. Es konnte schon mal vorkommen, dass eine Amateurstation sich von einer kommerziellen Station gestört fühlte und diese zum Frequenzwechsel aufforderte.
Ganz anders dagegen war die Entwicklung in den USA, damals das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und freier Bürger. Die Nachrichten aus Europa über das neue Medium, besonders die publizistisch gut begleiteten Versuche Marconis eine Verbindung Europa-Amerika herzustellen sowie der Untergang der S.S.Republic bei dem erstmals durch Funk Menschenleben gerettet werden konnten"200m and down" für die Amateure. Damit war eine klare Trennung zwischen den kommerziellen Stationen und denen der Amateure hergestellt und letzteren eine Spielwiese zugewiesen die nach den gemachten Erfahrungen wirtschaftlich nutzlos war. Für die Amateure war dies ein tiefer Einschnitt. Die Stationen mussten für die neuen Frequenzen umgebaut werden. Da die durchschnittliche Reichweite einer Amateurstation mit einer für Amateure erschwinglichen Technik etwa 200 km betrug, versuchte man durch einen Relaisverkehr größere Entfernungen zu überbrücken. Es gelang auch Nachrichten von der Ostküste zur Westküste der USA zu übermitteln, doch war dazu eine ordnende Hand notwendig, die diesen Verkehr organisierte.
Bevor die Situation in ein Chaos ausartete, griff die US-amerikanische Regierung ein und beauftragte das Marineministerium Ordnung zu schaffen, zumal Schifffahrtsinteressen im Vordergrund standen. Dies führte zu einer Reihe neuer Regeln wie Rufzeichengebrauch und Lizenzpflicht sowie - als wichtigste von allen - zur Zuweisung von[8]. Als 1917 die USA in den 1. Weltkrieg eintrat und eine schlagkräftige Nachrichtentruppe benötigt wurde, stellten sich rund 5000 Funkamateure freiwillig und zum Teil mit ihren Geräten dem Signal Corps zur Verfügung.
Dies führte 1914 zur Gründung der „American Radio Relay League“ die in der Folgezeit nicht nur den Amateurfunkverkehr organisierte sondern auch die Amateure gegenüber den staatlichen Organen wirkungsvoll vertrat. 1916 gab es bereits 6000 lizenzierte Amateure und rund 150 000 KW-EmpfangsstationenDie große Zahl von Funkamateuren in den USA hatte auch einen gesellschaftlichen und industriepolitischen Effekt der zumindest in Europa lange nicht wahrgenommen wurde. In der amerikanischen Bevölkerung wurde die Funktechnik als Fortschritt betrachtet und unterstützt. Es entstand eine einschlägige Industrie, die auf die Amateure als Kunden aufbauen und schrittweise Entwicklung als auch Forschung finanzieren konnte. Am Vorabend des 1. Weltkrieges waren die USA dabei auf dem Gebiet der Funktechnik, ein Gebiet das in Europa entstanden und lange eine europäische Domäne war, an Europa vorbeizuziehen.
Die Pionierzeit
Nach dem 1. Weltkrieg hatte mit der Verstärkerröhre ein Bauelement Marktreife erlangt, das eine Umwälzung für die noch junge Funktechnik bewirkte. Nun konnten Empfänger mit stabilen Empfangseigenschaften hergestellt werden. Auch auf der Senderseite war der Fortschritt beachtlich, die Sender wurden einfacher in der Herstellung und vor allem war eine Modulation des Trägers leicht möglich. Die Idee eines Rundfunks für alle entstand und wurde Schritt für Schritt eingeführt. Die Funktechnik, bisher ein Gebiet für Spezialisten, war auf dem Weg zum Massenkommunikationsmittel.
In Deutschland löste das "Radio" eine Begeisterung aus, nicht unähnlich der früheren in den USA. Der Detektorempfänger war die Einstiegsdroge, er war preisgünstig herzustellen und erlaubte Radio zu hören. Die meisten Geräte waren selbstgegebaut. Industriebetriebe lieferten Bauelemente und später auch komplette Geräte. Als die Verstärkerröhren erschwinglich wurden setzte eine neue Welle des Selbstbaus ein und an Stelle des Detektorempfängers trat der Audionempfänger.
Hier ging allerdings Deutschland ein Sonderweg der kennzeichnend war für die weitere Entwicklung des Verhältnisses zwischen Bürger und Staat auf dem Gebiet der Funktechnik. Um Störungen zu vermeiden, die durch eine unsachgemäße Bedienung der Rückkopplung des Audions entstehen können, wurde eine sogenannte „Audionversuchserlaubnis“ eingeführt mit den üblichen Begleitumständen wie Prüfung, Zeugnis, Stempel und Gebühren. Während in Deutschland noch über die Modalitäten dieser merkwürdigen Erlaubnis gestritten wurde, machten sich Funkamateure aus den USA, Großbritannien und Frankreich daran den Atlantik mit Kurzwellen zu überbrücken. 1923 hatten sie dabei Erfolg, damals eine Sensation. Mit ihren bescheidenen Mitteln stellten Amateure Verbindungen her für die bisher große und teure Anlagen notwendig waren. Dieser Erfolg hatte allerdings zunächst eine negative Folge, denn die Funkamateure mussten weite Bereiche von „200 m and down“ für die kommerzielle Nutzung räumen. Bestimmte Bänder blieben aber bis heute den Amateuren vorbehalten und die Fachwelt nahm zur Kenntnis, dass die Tätigkeit der Funkamateure mehr sein kann als nur ein Zeitvertreib.
Die Erfolge der Funkamateure bei der Erschließung der kurzen Wellen führten auf der ganzen Welt zu einem Auftrieb für den Amateurfunk. Allerorts wurden Amateurvereinigungen und zu deren Koordination 1925 in Paris die Internationale Amateur Radio Union (IARU) gegründet. In Deutschland aber wurde die Entwicklung durch die restriktive Haltung der Behörden der Weimarer Republik nachhaltig behindert. In der ersten Radiobegeisterung waren zwar Radioclubs entstanden die sich auch dem Kurzwellenfunk widmeten und die nach langem Bemühen die Erlaubnis bekamen Sender zu bauen und zu betreiben. Für Privatpersonen aber war es fast unmöglich dieses Privileg zu erlangen, ein Recht dazu gab es nicht. Um die vielen Interessenten bei der Stange zu halten wurde der Deutsche Empfangsdienst gegründet, der als eine Art Lizenzersatz DE-Nummern ausgab und Empfangsberichte vermittelte.
Um Abhilfe zu schaffen wurde 1927 in Kassel der Deutsche Amateur Sende Dienst (DASD) gegründet, in dem die verschiedenen Vereinigungen zusammengeführt wurden. Obwohl der DASD in den Folgejahre zahlreiche verdiente Professoren und ordensbehängte hohe Offiziere an seine Spitze wählte, änderte sich an der Haltung der Reichsbehörden in der Frage der Lizenzierung nichts. Mehr und mehr gingen daher die Mitglieder des DASD zur Selbsthilfe über. Diejenigen die durch Ablegen einer Prüfung nachgewiesen hatten, dass sie ausreichende Kenntnisse der Amateurfunktechnik hatten, bekamen die Möglichkeit sich auf dem "kleinen Kameraden-Dienstweg" durch den QSL-Vermittler in Berlin ein Rufzeichen nennen zu lassen, das noch nicht vergeben war. Sie wurden in eine Liste aufgenommen und erhielten fortan die eingehenden QSL-Karten für das betreffende Rufzeichen. Als "Schwarzsender" fühlten sich diese OM's nicht, denn sie hatten ja keine Möglichkeit auf dem Behördenweg zu einer Lizenz zu kommen.
Turbulent wurden die Zeiten als die NSDAP 1933 die Macht ergriff. Der DASD wurde dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstellt. Nur mit Mühe konnte verhindert werden, dass sich die Funkamateure ähnlich wie die Flieger und Kraftfahrer in einer entsprechenden Parteigliederung wiederfanden. Im Gegenteil, der DASD wurde in seiner Rechtsstellung bestätigt und der Hinweis, dass es für das Ansehen Deutschlands gut wäre, wenn Sendelizenzen ausgegeben würden führte zu der Aufforderung unverzüglich eine Liste möglicher Lizenzinhaber vorzulegen. Dem kam der DASD nach indem er die im QSL-Büro vorhandene Liste der unlizenziert arbeitenden OM's einreichte. Diese bekamen dann ohne jeglichem bürokratischen Aufwand, wie Prüfungen und dergleichen - lediglich ein polizeiliches Führungszeugnis war erforderlich - von der Reichspost ihre Sendelizenz. Nach diesem Auftakt, bei dem etwa 180 Lizenzen erteilt wurden, erlosch aber das Interesse des Ministeriums. Es stellte sich nämlich heraus, dass Funkamateure zu Propagandazwecken nur schwer zu gebrauchen waren.
[9]. Der DASD versuchte das Beste aus den gegebenen Verhältnissen zu machen. Um ordentliches Mitglied zu werden musste der Interessent zunächst in einer Prüfung Kenntnisse in der Technik des Amateurfunks, sowie im Morsen und der Betriebstechnik nachweisen. Ferner war der Besitz eines Kurzwellenempfängers und eines Frequenzmessers notwendig. Erst dann bekam er eine DE-Nummer und konnte sich der Beobachtung von Amateurstationen widmen. Zur Belebung des Ganzen wurden Rundsprüche gesendet, Wettbewerbe veranstaltet und Diplome verliehen. Alle diese Aktivitäten konnte die OM's einige Zeit beschäftigen, aber dann kam unvermeidlich die Frage auf: wann gibt es weitere Sendelizenzen?
Ein 1937 erlassenes spezielles Gesetz gegen Schwarzsender machte dann zusätzlich klar, wohin die Reise ging. Die Zahl der Sendelizenzen in Deutschland blieb unter 500 bei rund 5000 (DE-)Mitglieder im DASDStatt neuen Lizenzen kam der 2. Weltkrieg und auf der ganzen Welt wurden alle Amateurfunklizenzen eingezogen, sowohl bei den Krieg führenden als auch den neutralen Staaten. Zur allgemeinen Verwunderung wurden aber in Deutschland über 100 sogenannte Kriegsfunksendelizenzen erteilt zu denen im Laufe der Jahre noch etwa 50 auf das 10m-Band begrenzte Lizenzen hinzukamen. Über die Hintergründe zu diesem Schritt kann nur spekuliert werden. Sicher ist lediglich, dass die Zuständigkeit von der unseligen Reichspost auf die Wehrmacht übergegangen war und man dort möglicherweise Interesse an der Verbesserung der Vorhersagen für die Ausbreitung kurzer Wellen hatte. Eine kleine Stelle in der DASD-Zentrale sammelte fortan fleißig entsprechende Berichte. Den Engländern kam dieses Treiben der Deutschen wohl seltsam vor. Es erschienen einige Stationen mit G7-Rufzeichen auf den Bändern, die, wenn sie angerufen wurden, Verkehr mit den deutschen Amateuren machten. Die Verbindungen waren nur kurz, denn auf beiden Seiten wurden Informationen, die kriegswichtig sein konnten strikt vermieden. Trotzdem, es fand ein Amateurfunkverkehr zwischen Angehörigen verfeindeter Nationen mitten im Krieg statt! Da die Amateure üblicherweise Abends und Nachts aktiv waren und die britischen Bomberflotten ihre Angriffe vorzugsweise Nachts flogen ergab sich zuweilen die bizarre Situation, dass deutsche Funkamateure mit englischen Stationen Funkverkehr machten während englische Flugzeuge über dem Reichsgebiet ihre Lasten abwarfen.
Die übliche Amateurstation in jener Zeit bestand zunächst aus einem sogenannten 0-V-1, also einem Empfänger mit Audion und einer NF-Verstärkerstufe. Bessere Empfänger hatten zuweilen eine zweite NF-Stufe und sogar einer HF-Verstärkerstufe, das war dann ein 1-V-2. In aller Regel war es ein selbst gebautes Gerät mit Steckspulen für das gewünschte Band. Später kamen dann Superhets auf. Hatte dieser 9 Röhren, dann war es ein SH9. Lange war umstritten welches der bessere Empfänger ist, erst als industriell gefertigte Geräte auf den Markt kamen, war dieser Streit entschieden. Die Sender waren quarzgesteuert, später setzte sich der VFO durch, oft in der Form eines elektronengekoppelten Oszillators (ECO). Die Senderausgangsleistung war für die meisten Amateure durch die am Markt erhältlichen Endröhren der Radioempfänger vorgegeben und betrug im Durchschnitt 10-20 Watt. Als Antennen wurden üblicherweise Drahtantennen verwendet in den Formen Langdraht, Zeppelin oder Windom. Der Verkehr fand in cw statt. Telephonie, soweit nicht wie in Deutschland überhaupt verboten, kam erst gegen Ende dieser Periode auf. Die Verbindungen liefen meist auf den 40 und 20m. 160m und 5m war nicht in allen Ländern zugelassen 10m führte ein Sonderdasein, einmal wegen den noch unklaren Ausbreitungsbedingungen und dann wegen technischen Schwierigkeiten bedingt durch lange Leitungen in den Röhren und deren Sockeln. Im DASD gab es eine spezielle Arbeitsgemeinschaft für 10m, vergleichbar mit den heutigen Interessengemeinschaften für VHF. Gleichwellenverkehr war nicht üblich. Man rief auf einer Frequenz, vorzugsweise einer Quarzfrequenz, „CQ“ und suchte dann das Band ab um zu hören ob jemand antwortet. War das nicht der Fall, so wurde die Prozedur wiederholt oder man suchte seinerseits nach einer CQ-rufenden Station. Wenn auf diese Weise außerhalb der Wettbewerbe ein QSO pro Tag ins Log kam dann war man sehr zufrieden. Der Inhalt der QSO's war mehr technisch und weniger persönlich als heute. Wenn einer im OV schon einmal Verbindung mit einer Station in Australien oder Neuseeland hatte, dann war er König. Das WAC schafften einige deutsche Stationen, das DXCC nur wenige. Mit Ende des 2. Weltkrieges in Europa ging zunächst auch in Deutschland der Amateurfunk zu Ende. Im Frühjahr 1945 fanden die letzten QSO's statt. Der DASD, nach einem Fliegerangriff auf Berlin ohnehin nur noch beschränkt handlungsfähig, löste sich auf und 5000 deutschen Amateuren blieb nur noch die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Neuanfang
Endgültig zu Ende ging der 2. Weltkrieg erst nach der Kapitulation Japans im Herbst 1945. Danach dauerte es noch einige Zeit bis die nationalen Verwaltungen wieder friedensmäßige Verhältnisse herstellten. Unter den Ersten die auf den Bändern wieder erschienen, waren unsere schweizer Nachbarn am 1. Januar 1946. Danach dauerte es aber noch einige Zeit bis die anderen Staaten folgten. Die Wunden, die der Krieg hinterlassen, hatte waren tief. Die oberste Instanz in Deutschland war ein alliierter Kontrollrat der u.a. ein allgemeines Versammlungsverbot verhängte und den Besitz von Sendern und Empfängern mit einem zweiten Oszillator verbot. Die Sache mit dem 2. Oszillator war interessant: Kannte der Verfasser dieses Verbotes keine Geradeausempfänger mehr, oder hatte er sie schlicht vergessen? Die Vermutung lag nahe, dass es ein Amerikaner war und diese in Funkangelegenheiten die Federführung im Kontrollrat hatten. Im Laufe des Frühjahrs 1946 erschienen auf den Bändern, vornehmlich auf dem 80m-Band, eine Reihe von Stationen mit Fantasierufzeichen. Es waren meist junge deutsche Amateure, die aus Armeeschrott oder vorhandenen eigenen Beständen Funkanlagen aufgebaut hatten und Betrieb machten. Trotz misslicher Umstände - es herrschte Hunger, Wohnungsnot sowie Arbeitslosigkeit- und trotz der damit verbundenen Gefahren gingen sie ihrem Hobby nach. Man traf sich Samstags abends und tauschte Erfahrungen aus. Auf abenteuerlichen Wegen kamen dann persönliche Kontakte zustande. Es war die Keimzelle des Amateurfunks in Deutschland nach dem Kriege, genannt der Samstag Abend Club (SAC). Allen gemeinsam war der Wunsch in Deutschland Amateurfunk legal betreiben zu dürfen.
Wie "Conny" zu seinem Namen kam ...
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges herrschten noch Hunger, Wohnungsnot sowie Arbeitslosigkeit. Und trotz der mit dem Hobby verbundenen Gefahren waren deutsche Funkamateure aktiv und tauschten Erfahrungen aus. Man war sich nicht sicher, ob die Kriegsgesetze noch galten – denn nach den Kriegsgesetzen stand auf den Besitz eines Senders die Todesstrafe. Man war zwar vorsichtig, aber immer ängstlich.
Damals hatte sich durch amerikanische Funkamateure eingebürgert, beim ersten Funkkontakt die Namen auszutauschen und zwar den Vornamen. Die deutschen Amateure fürchteten jedoch, dass man bei Verwendung des echten Vornamens leichter aufzuspüren wäre.
Auch Kurt Schips war daher auf der Suche nach einem alternativen Vornamen und kam von Kurt auf Konrad. Ein guter Freund riet ihm jedoch zu etwas „fetzigerem“ , Conny das wäre doch etwas. Daher ist Kurt Schips seit dieser Zeit unter dem Pseudonym „Conny“ weltbekannt.
Die gefälschten Vornamen und die Fantasierufzeichen hatten natürlich den Nachteil, dass man nicht wusste mit wem man es bei einem Kontakt mit einer deutschen Amateurfunk-Station nun tatsächlich zu tun hatte. Adressen auszutauschen wäre blanker Unsinn gewesen. Es wurden deshalb geheime Treffen vereinbart um zu sehen, welche Person wirklich hinter einer deutschen Amateurfunkstation steckt. Kurt Schips berichtete in seinem Vortrag von einen ersten solchen Treffen am Bahnhof in Heidelberg. Als Erkennungszeichen war eine Pfeife im Mund vereinbart. Die Pfeife blieb natürlich leer, denn für Tabak brauchte man Marken und die waren schwer zu beschaffen. Nach einer halben Stunde der Beobachtung eines jungen Mannes mit Pfeife sprach Kurt Schips das Gegenüber an und fragte ihn, ob er auch Funkamateure kenne. Das Eis war gebrochen und das erste Treffen mit einem später recht bekannten Funkamateur geglückt.
Auf diese Weise entstand mit der Zeit eine Kartei aller Funkamateure, die trotz Verbot im besetzten Deutschland Funkbetrieb machten.
Schnell wurde klar, dass dieses Ziel nicht durch einzelne Personen, sondern nur mit einer starken Interessenvertretung erreichbar ist. Zuständig für die Genehmigung von Vereinen waren lokale Militärregierungen, die besonders in der US-Zone darauf achteten, dass Vereine demokratisch organisiert waren und dem Gemeinwohl dienen. Also wurde eine Genehmigung beantragt und gewährt für einen Württembergisch-Badischen Radio Club (WBRC) mit den Ziel der Förderung des Rundfunks einschließlich des Selbstbaus von Geräten. Für die Kurzwellen-Interessenten war eine Sektion Kurzwelle vorgesehen. Diese KW-Sektion fing bald an ein reges Eigenleben zu führen. Zwei junge Studenten bildeten die „Verwaltung“, die unbekümmert und ohne ängstlich auf Gesetze und Satzungen zu achten die Adressen der überlebenden Funkamateure in ganzen Reichsgebiet sammelte, DE-Nummern bestätigte, neue DE-Nummern erteilte, Wettbewerbe ausschrieb und Hörberichte vermittelte.
Eine Zeitschrift mit dem Titel „QRV“ wurde herausgegeben und im Juli 1947 in Stuttgart eine KW-Tagung veranstaltet an der rund 500 Funkamateure aus ganz Deutschland teilnahmen und die dem Amateurfunk in Deutschland mächtigen Auftrieb gab. Nach und nach wurden auch in den anderen Teilen Deutschlands Clubs genehmigt. Zunächst der Hessische Radio Club (HRC) nach dem Stuttgarter Vorbild (auch amerikanische Beamte schätzen ein Präjudiz), dann der Bayrische Amateur Radio Club (BARC) und schließlich der Deutsche Amateur Radio Club/Britische Zone (DARC/BZ). Die OM's in der Französischen Zone mussten warten bis 1949, die im Saargebiet bis 1951 und die in der sowjetischen Zone bis 1952 (dies zur Erinnerung für DDR-Nostalgiker). Ein wichtiger Abschluss dieser Entwicklung war die Gründung des DARC (ohne Zusätze) im Herbst 1950, in dem im Laufe der Zeit die genannten Clubs bzw deren Mitglieder integriert wurden.
Das nächste Ziel war nun die Erlangung der Sendelizenzen. Hier tat sich aber bald eine Kluft zwischen den Amateuren im Norden und denen im Süden auf. Die Leitung der ersteren bestand vorwiegend aus konservativen, älteren und besonnenen OM's, die im Rahmen von Gesetz und Ordnung das Ziel erreichen wollten. Im Süden dagegen war eine jüngere Generation tonangebend, die nicht bereit war "100 Jahre" auf Lizenzen zu warten und gewillt notfalls die Dinge in die eigene Hand zu nehmen sowie die damit verbundenen Risiken zu tragen. Dieser Streit drohte zu eskalieren, währte Monate und konnte nur durch einen Kompromiss beigelegt werden. Beide Seiten erkannten an, dass sie das gleiche Ziel anstreben, wenn auch mit verschiedenen Mitteln, aber in Zukunft in enger Koordination.
In der Zwischenzeit war im Herbst 1947 in Atlantic City ein neuer Weltnachrichtenvertrag geschlossen worden, der für Deutschland einen geänderten Landeskenner vorsah (statt bisher D nun DA-DR). Dies nahm die „süddeutsche Fraktion“ zum Anlass eine großangelegte Aktion zu starten. Unter dem Motto „wenn uns keiner Sendelizenzen gibt, dann erteilen wir uns diese selbst“ wurde ein Rufzeichenverteilungsplan für ganz Deutschland erstellt, Sprachregelungen und Verhaltensmassnahmen erarbeitet und ein risikobereiter Verleger dafür gewonnen, sein Postfach für den QSL-Verkehr zur Verfügung zu stellen. Als Starttermin wurde der 31.12.1947 festgelegt.
Das Ergebnis war, dass sich zu Beginn des Jahres 1948 über 400 DA-Stationen aus Süd~ und Norddeutschland auf den Bändern tummelten, QSL-Karten verschickten und im übrigen so taten als wäre ihr Dasein das Natürlichste auf dieser Welt. Groß war das Echo sowohl im In- wie auch im Ausland. Im Ausland wurde man auf das Problem der deutschen Amateure aufmerksam und im Inland kam die Frage auf, wer nun eigentlich für diese zuständig ist. Der Zeitpunkt war glücklich gewählt, die Behörden der damaligen Bizone waren noch nicht zuständig und die beiden Besatzungsmächte hatten Probleme die ihnen wichtiger waren als eine Auseinandersetzung mit Funkamateuren. Erschwerend kam hinzu, dass die Leitung der Aktion eine virtuelle war, wie man heute sagen würde. Ein einfacher Zugriff war nicht erfolgversprechend. Manchmal haben auch Militärs kluge politische Berater. Diese nahmen die Luft aus dieser Angelegenheit, indem eine Weisung an die deutschen Behörden des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, im Volksmund Bizone genannt, erging, im Vorgriff auf einen späteren Übergang der Funkhoheit eine Regelung zu schaffen, die eine Vergabe von Funklizenzen an deutsche KW-Amateure möglich macht. Die Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen (HVPF) des Vereinigten Wirtschaftsgebietes nahm den Ball auf und veranlasste zunächst Lizenzprüfungen in ihrem Zuständigkeitsgebiet. Gleichzeitig wurden mit den Amateur-Verbänden Verhandlungen aufgenommen über die künftigen Regelungen für den Amateurfunk. Die Verhandlungen machten zunächst gute Fortschritte, die Leitung der HVPF war interessiert an der Übertragung eines ersten Teilgebietes der Fernmeldehoheit. Als der Entwurf jedoch in die Mühlen der Bürokratie kam, wurde die Sache schwierig. Ein wichtiger Streitpunkt war die Frage, ob die Regelungen für den Amateurfunk im Rahmen einer Durchführungsverordnung oder eines besonderen Gesetzes erfolgen sollen. Im Hinblick auf die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen forderten die Amateure ein Gesetz und wurden ungeduldig als sich die Verhandlungen und das anschließende parlamentarische Verfahren hinzogen. Sie nutzten verschiedene, ihnen zur Verfügung stehende Druckmittel (10). Am 19.01.1949, fast genau ein Jahr nach Beginn der DA-Aktion, verabschiedete der Wirtschaftsrat ein modernes Amateurfunkgesetz, das erstmalig dem Bürger ein Recht auf eine Sendelizenz einräumte, wenn er bestimmte im Gesetz festgelegt Bedingungen erfüllte.
Das Gesetz war ein voller Erfolg. Im Zuge der politischen Entwicklung wurde seine Gültigkeit auf alle Teile der heutigen Bundesrepublik Deutschland ausgedehnt. Die Zahl der unter diesem Gesetz ausgegebenen Sendelizenzen stieg im Laufe der Zeit auf über 70.000. Besonders bemerkenswert dabei ist die Rolle des weiblichen Elements der Bevölkerung. Vor 1945 war sie im Amateurfunk beschränkt auf Kaffeekochen und Händchen halten, 1949 waren es immerhin schon ein halbes Dutzend die eine Lizenzprüfung schafften und heute sind es über 4000 die durch ihre Mitarbeit den Amateurfunk bereichern.Die deutschen Amateure haben heute auf allen Bereichen des Amateurfunks einen angemessenen Platz in der Welt.
Atemberaubend war für die Amateure die technische Entwicklung seit 1945. Die durchschnittliche Sendeleistung stieg auf 100 Watt und der Sender wurde mit dem Empfänger zum Transceiver vereinigt. Mit der zunehmenden Komplexität dieser Geräte und fallenden Preisen durch industrielle Fertigung ging der Selbstbau drastisch zurück, er beschränkt sich heute auf Zusatzgeräte, Modifikationen und den Bau von Geräten die es am Markt nicht gibt. Auf dem Antennengebiet hat das Koaxialkabel Einzug gehalten und Richtantennen werden zunehmend eingesetzt. Häufig wird auch Telephonie verwendet, besonders nachdem sich die Einseitenbandtechnik durchgesetzt hatte. Neue Betriebsarten wie Paketradio, Fernschreiben, Fernsehen, Funk über Satelliten und durch Mondreflexionen boten ein reiches Betätigungsfeld. Auch Peilveranstaltungen wurden populär. Früher gesperrte Bänder wie 160m und 5m wurden geöffnet und neue auf 30m, 17m sowie 12m kamen hinzu. Die Transistortechnik und die Computertechnik brachten zusätzliche Impulse. Der Amateurfunk wurde mobiler sowohl durch tragbare als auch in das Kraftfahrzeug eingebaute Funkgeräte. Auf den UKW-Bändern entstand in Eigenleistung vieler Amateure ein beeindruckendes Netz von Relaisfunkstellen. Grosse Veränderungen sind auch bei der Betriebstechnik zu verzeichnen. Der Gleichwellenbetrieb setzte sich durch, zunächst durch „Einpfeifen“ des Senders auf die Empfangsfrequenz, heute gegeben durch die Transceivertechnik. Der Inhalt der QSO's wurde persönlicher und der Gebrauch der Vor- oder Rufnamen nahm zu. Auf der anderen Seite wurden bei Wettbewerben und im Verkehr mit Stationen in seltenen Ländern der Inhalt auf das Notwendigste verkürzt. Die Zahl der Verbindungen in einer Stunde konnte so zuweilen die Größenordnung von 100 erreichen. Die technische Entwicklung und liberalere gesetzliche Regelungen in vielen Ländern gestatten es, dass eine zunehmende Zahl von Amateuren in fremde Länder reisen oder seltene Inseln besuchen und von dort aus Betrieb machen. Eine Reihe einschlägiger Diplome verstärken diesen Trend.
Ausblick
Die Digitalisierung wird auch im Amateurfunk weiter Platz greifen. Es wird mehr und mehr Geräte geben, die erst durch Software ihre Eigenschaften erhalten. Ferner ist anzunehmen, dass digitale Betriebsarten vermehrt eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang ist die Beobachtung interessant, dass heute, obwohl Kenntnisse im Morsen nicht mehr vorausgesetzt werden um eine Sendelizenz zu erhalten, allen Voraussagen zum Trotz Telegrafie im Amateurfunk nach wie vor eine große Rolle spielt, ja fast eine Renaissance erlebt. Neben der einfachen Technik und der guten Übermittlungssicherheit dürfte dabei eine sportliche Komponente ausschlaggebend sein. Wo die gesetzlichen Bestimmungen es erlauben, könnten fernbediente Sender und/oder Empfänger Verbreitung finden sowohl für einen einzelnen Amateur, als auch für mehrere gemeinsam. Im Umfeld von Standorten, die für die Ausbreitung von Signalen ungünstig oder wo örtliche Störungen unvermeidlich sind, können abgesetzte Stationsteile eine Lösung sein. Die Technik dazu ist vorhanden.
Leider muss mit zunehmenden Störungen auf den Amateurbändern gerechnet werden, sowohl durch andere Funkdienste als auch durch die in modernen Gesellschaften immer mehr in Gebrauch kommenden Geräte, vom Türöffner über die Küchenmaschine bis zum Computernetzgerät um nur einige Beispiele zu nennen, die "Umwelt verschmutzen". Hier gilt es wachsam zu sein und den Anfängen zu wehren. Erfreulicherweise finden sich immer wieder Amateure die ihren Sachverstand einsetzen und dagegen angehen. Diese verdienen die Unterstützung Aller, nicht nur in Worten sondern auch in Taten. Nüchtern betrachtet ist anzunehmen, dass die Zahl der Funkamateure in den entwickelten Ländern stagnieren, ja rückläufig sein wird. In den Entwicklungsländern wird sie vermutlich langsam zunehmen. In Deutschland muss mit einem Rückgang gerechnet werden. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung nimmt zu, unter den Zuwanderern finden sich kaum potenzielle Funkamateure und die nachwachsende Generation ist an allem interessiert nur nicht an einem Hobby, das zwar Spass macht, zuweilen aber auch Anstrengungen erfordert.
Schaltet man heute einen Empfänger ein wenn ein Wettbewerb läuft oder ein „seltener Vogel“ hörbar ist, dann ist auf den Bändern weit mehr Aktivität als früher. Von Krise keine Spur. Das Problem liegt bei den Clubs die sich anpassen müssen an neue Gegebenheiten, flexibel agieren und Wege finden um Potentiale zu erschließen von der Jugend bis zur besseren Hälfte der Gesellschaft. Die Clubs, und konkret in Deutschland der DARC, brauchen Hilfe nicht nur durch Kritik, sondern auch durch aktive Unterstützung. Wie die Geschichte zeigt ist eine effektive Vertretung des Amateurfunks gegenüber den Behörden unverzichtbar, es muss alles getan werden um diese zu erhalten.
Der Amateurfunk hat in den vergangenen über hundert Jahren Höhen und Tiefen überstanden. Für eine von der Industrie lebende Gesellschaft ist er unverzichtbar. Er wird auch weiterhin bestehen.
Dafür ist er auch viel zu schön!
Kurt "Conny" Schips, DL1DA, im Dezember 2018
[1] http://www.darc-coburg.de, Chronik des OV Coburg, Seite 2
[2] Bosch-Zünder 1/1999, Seite 3
[3] H.Thurn, Die Funkentelegraphie, B.G.Teubner 1913, Seite 103
[4] FLUG REVUE, Juli 2009, Seite 49
[5] H.Thurn, a.a.O., Seite 124 ff
[6] G.McLauchlan, History of New Zealand, Penguin Books 2005, Seite 60
[7] QST 04/2008, Seite 93
[8] Clinton Desoto, 200 Meters & Down, ARRL 1936, Seite 48
[9] http://afunk.hnf.de, Chronik des Amateurfunks in Deutschland und im Bereich Köln-Aachen von DL7AC, DL9MH und DJ1KF, August 1991
[10] W.F.Körner, DL1CU, Geschichte des Amateurfunks, Körner'sche Druckerei und Verlagsanstalt 1963, Seite 186
Ich rief im Stillen das Vergangene zurück,
um daran das Gegenwärtíge zu prüfen
una' das Künfiige daraus zu schließen
oder doch wenigstens zu ahnen.
J .W.v.Goethe, 1804
Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte des
Amateurfunks
Kurt Schips, DL1DA
Die Anfänge
Ende des l9.Jahrhunderts legten vier Physiker die Grundlagen
für die Funktechnik. Es waren dies der Engländer Maxwell, der
auf Grund theoretischer Überlegungen zu der Erkenntnis kam,
dass es elektromagnetische Wellen geben müsse, der Deutsche
Hertz, der nachwies, dass es solche gibt und dabei den
Schwingkreis erfand, der Franzose Branly der sich mit der
Gleichrichtung dieser Wellen befasste und schließlich der
Russe Popow der mit Antennen experimentierte. In Amateur-
kreisen ist letzterer dadurch bekannt geworden, dass zu Zeiten
der Sowjetunion QSL-Karten verschickt wurden, die sein Bild
zeigten mit der Unterschrift „Inventor of Radio“.
Die vorgenannten Bausteine zu einem System zu vereinen und
damit die Funktechnik zu begründen lag danach in der Luft.
Tatsächlich wurde bald an verschiedenen Stellen daran
gearbeitet, u.a. durch den deutschen Amateur
Schneider ex D4ABM von dem überliefert ist (l), dass er
bereits im März 1895 einen Experimentalvortrag gehalten hat
über „Telegraphie ohne Draht“. Im gleichen Jahr machte Marconi
seine ersten Versuche im elterlichen Garten, nachdem er als
Gasthörer an einer italienischen Universität Vorlesungen
über die neuen Entdeckungen gehört hatte.
Marconi, Sohn eines italienischen Adligen und einer englischen
Mutter, sollte in den kommenden Jahren eine herausragende
Rolle bei der Verkündung und Verbreitung der neuen Technik
spielen. Er war wohl der erste der deren Potential erkannte.
Er zog nach England das durch seine Schifffahrtsinteressen
ein großer Markt für die drahtlose Telegraphie zu werden
versprach und gründete dort einschlägige Firmen, die über
viele Jahre praktisch eine Monopolstellung auf dem Gebiet des
Schiffsfunks hatten. Seine Versuche eine Verbindung zwischen
Europa und Amerika herzustellen fand ein weltweites Echo. Ob
es ihm seinerzeit tatsächlich gelang ist umstritten,
unbestreitbar lösten sie eine Welle der Begeisterung für die
drahtlose Telegraphie aus.
Typisch für die Schwierigkeiten, welche die neue Technik zu
Überwinden hatte, zeigt eine kleine Episode die von OM
Seiferheld, ex D4MCN/DLIDB überliefert ist. Danach dampfte
die kaiserliche deutsche Marine an einem Sonntag nach über-
standenen Seemanövern Richtung Heimat. Da erinnerte sich einer
der Offiziere auf der Brücke des Flaggschiffes daran, dass ja
kürzlich so eine neumodische Einrichtung mit dem Namen Funk-
telegraphie auf den Schiffen installiert worden ist. Also
bekam der jüngste Offizier auf der Brücke den Auftrag diese
einmal auszuprobieren. In Ermangelung einer passenderen Frage
lies nun dieser an das nächste Linienschiff funken: „Welcher
Choral wurde heute in der Messe gesungen?“. Schnell kam die
Antwort: „Wie groß ist des Allmächtigen Güte“. In der
Zwischenzeit hatte aber die Wache auf der Brücke gewechselt.
Sie wusste mit dem Funkspruch nichts Rechtes anzufangen und
funkte unwirsch zurück: „Kann mit Bordmitteln nicht
festgestellt werden“(2).
Trotz aller Hemmnisse setzte sich die neue Technik mehr und
mehr durch. Zunächst bei den Seestreitkräften verschiedener
Länder, wo diese wohl beim russisch~japanischen Krieg 1905
zuerst in den Einsatz kam. Auch die übrigen Militärs fanden
Gefallen daran, so wird vom Einsatz mobiler Funkstellen
anlässlich des Herero-Aufstandes in Südwestafrika berichtet
(3). Auch die Kolonialverwaltungen der verschiedenen Nationen
richteten mächtige Funkstellen in den jeweiligen Kolonien ein.
Für eine Station im damals niederländischen Indonesien wurde
beispielsweise extra ein Wasserkraftwerk errichtet um deren
Stromversorgung zu sichern.
Für den Funkverkehr kamen vorwiegend Frequenzen zwischen l MHZ
und 30 KHZ in Einsatz (Nur zum Vergleich: Die
Kommunikation mit getauchten U-Booten geschieht heute auf
Frequenzen zwischen 3 und 30 KHz (4)).Die Sendeenergie wurde
mit Funkenstrecken (daher auch unser Begriff „Funken“),
Lichtbogen und schließlich Hochfrequenzgeneratoren
erzeugt. Mit Generatoren ließen sich Leistungen bis zu 100 kW
darstellen, die in riesige Antennen mit Ausdehnungen in der
Größenordnung von Kilometern eingespeist wurden. Zur
Gleichrichtung der empfangenen Signale dienten Kohärer/Fritter
und vor allem Kontaktdetektoren, die große Verbreitung fanden.
Die Reichweite einer typischen Großstation mit 35 kW
war bei Nutzung der üblichen Langwellen während des Tages etwa
2400 km. Die Betriebsart war ausschließlich Telegraphie,
allerdings wurden schon 1906 erste Modulationsversuche
gemacht.
Wie erwähnt hatten die Marconi-Gesellschaften anfänglich
praktisch ein Monopol auf dem Gebiet des Schiffsfunks, das
soweit ging, dass es einem mit einer Marconi-Anlage
ausgerüstetem Schiff nicht gestattet war Telegramme mit
Schiffen oder Küstenstationen auszutauschen die nicht
ebenfalls Anlagen von Marconi hatten. Diese Haltung führte
zwangsläufig zu ausgedehnten Patentstreitigkeiten und zur
Gründung von Wettbewerbern, wie zum Beispiel der Firma
Telefunken in Deutschland, mit der Folge von kräftigen
Marktanteilsverlusten für Marconi. Eine Aufstellung aus dem
Jahre 1913 verzeichnet 440 Küstenstationen, davon waren 123
von Marconi. Auch bei Stationen an Bord von Kriegs- und
Handelsschiffen waren es von 2450 Bordstationen nur noch 900 (5).
Die weltweite Verbreitung des Funkverkehrs machte
internationale Regelungen notwendig. Konferenzen in Berlin
(1906) und London (1912) legten wichtige Regeln fest,
so u.a. dass ein Verbot des Verkehrs von Stationen
unterschiedlicher Hersteller nicht zulässig ist. Umfangreiche
Regelungen wurden auch für den Kriegsfall festgelegt, ein
Umstand der im Hinblick auf den kurz danach ausbrechenden
1.Weltkrieg nachdenklich macht.
Über den Amateurfunk in Europa ist aus jener Zeit nicht viel
zu vermelden. Es waren Einzelkämpfer, die sich mit dem neuen
Gebiet der Technik befassten. Typisch für das Umfeld sind die
Erfahrungen die der oben erwähnte OM Schneider machte. Dieser
hatte als braver deutscher Bürger für seine Funkversuche eine
Genehmigung bei der preußischen Behörden eingeholt, dabei aber
übersehen, dass seine Gegenstelle auf bayrischem Gebiet lag,
was prompt zu einer Verurteilung in Bayern führte. Aber selbst
in Neuseeland befassten sich 1908 zwei Schüler mit der Funk-
technik wie eine Aufstellung zur Geschichte dieses Landes
stolz vermeidet (6).
Ganz anders dagegen war die Entwicklung in den USA, damals das
Land der unbegrenzten Möglichkeiten und freier Bürger. Die
Nachrichten aus Europa über das neue Medium, besonders die
publizistisch gut begleiteten Versuche Marconis eine
Verbindung Europa-Amerika herzustellen sowie der Untergang
der S.S.Republic bei dem erstmals durch Funk Menschenleben
gerettet werden konnten (7) erzeugten eine für europäische
Verhältnisse kaum vorstellbare Begeisterung. Der Umfang dieser
Begeisterung wird deutlich wenn man liest, dass eine einzige
Firma täglich bis zu 1000 Detektoren verkaufte und
einschlägige Kataloge Auflagen von 125000 hatten. In Magazinen
wie dem „Electrical Experimenter“ wurden Baubeschreibungen
veröffentlicht und fleißig nachgebaut.
Es dauerte nicht lange da waren viele hundert Amateurstationen
„in der Luft“. Die übliche Ausrüstung war ein Detektor-
empfänger, eine möglichst lange und hohe Antenne sowie ein
Sender mit Funkenstrecke. Nicht selten war die akustische
Reichweite dieser Sender größer als deren HF-Signale, trotzdem
belegten die Amateurstationen mehr und mehr Frequenzen. Es
konnte schon mal vorkommen, dass eine Amateurstation sich von
einer kommerziellen Station gestört fühlte und diese zum
Frequenzwechsel aufforderte.
Bevor die Situation in ein Chaos ausartete, griff die
US-amerikanische Regierung ein und beauftragte das Marine-
ministerium Ordnung zu schaffen, zumal Schifffahrtsinteressen
im Vordergrund standen. Dies führte zu einer Reihe neuer
Regeln wie Rufzeichengebrauch und Lizenzpflicht sowie -als
wichtigste von allen- zur Zuweisung von „200m and down“ für
die Amateure. Damit war eine klare Trennung zwischen den
kommerziellen Stationen und denen der Amateure hergestellt und
letzteren eine Spielwiese zugewiesen die nach den gemachten
Erfahrungen wirtschaftlich nutzlos war.
Für die Amateure war dies ein tiefer Einschnitt. Die Stationen
mussten für die neuen Frequenzen umgebaut werden. Da die
durchschnittliche Reichweite einer Amateurstation mit einer
für Amateure erschwinglichen Technik etwa 200 km betrug, ver-
suchte man durch einen Relaisverkehr größere Entfernungen zu
überbrücken. Es gelang auch Nachrichten von der Ostküste zur
Westküste der USA zu übermitteln, doch war dazu eine
ordnende Hand notwendig, die diesen Verkehr organisierte.
Dies führte 1914 zur Gründung der „American Radio Relay
League“ die in der Folgezeit nicht nur den Amateurfunkverkehr
organisierte sondern auch die Amateure gegenüber den
staatlichen Organen wirkungsvoll vertrat. 1916 gab es bereits
6000 lizenzierte Amateure und rund 150 000 KW-Empfangs-
stationen (8). Als 1917 die USA in den 1.Weltkrieg eintrat und
eine schlagkräftige Nachrichtentruppe benötigt wurde, stellten
sich rund 5000 Funkamateure freiwillig und zum
Teil mit ihren Geräten dem Signal Corps zur Verfügung.
Die große Zahl von Funkamateuren in den USA hatte auch einen
gesellschaftlichen und industriepolitischen Effekt der
zumindest in Europa lange nicht wahrgenommen wurde. In der
amerikanischen Bevölkerung wurde die Funktechnik als Fort-
schritt betrachtet und unterstützt. Es entstand eine
einschlägige Industrie, die auf die Amateure als Kunden
aufbauen und schrittweise Entwicklung als auch Forschung
finanzieren konnte. Am Vorabend des 1.Weltkrieges waren die
USA dabei auf dem Gebiet der Funktechnik, ein Gebiet das in
Europa entstanden und lange eine europäische Domäne war, an
Europa vorbeizuziehen.
Die Pionierzeit
Nach dem l.Weltkrieg hatte mit der Verstärkerröhre ein
Bauelement Marktreife erlangt, das eine Umwälzung für die noch
junge Funktechnik bewirkte. Nun konnten Empfänger mit
stabilen Empfangseigenschaften hergestellt werden. Auch auf
der Senderseite war der Fortschritt beachtlich, die Sender
wurden einfacher in der Herstellung und vor allem war eine
Modulation des Trägers leicht möglich. Die Idee eines
Rundfunks für alle entstand und wurde Schritt für Schritt
eingeführt. Die Funktechnik, bisher ein Gebiet für
Spezialisten, war auf dem Weg zum Massenkommunikationsmittel_
In Deutschland löste das „Radio“ eine Begeisterung aus, nicht
unähnlich der früheren in den USA. Der Detektorempfänger war
die Einstiegsdroge, er war preisgünstig herzustellen und
erlaubte Radio zu hören. Die meisten Geräte waren selbstge-
gebaut. Industriebetriebe lieferten Bauelemente und später
auch komplette Geräte. Als die Verstärkerröhren erschwinglich
wurden setzte eine neue Welle des Selbstbaus ein und an Stelle
des Detektorempfängers trat der Audionempfänger. Hier ging
allerdings Deutschland ein Sonderweg der kennzeichnend war für
die weitere Entwicklung des Verhältnisses zwischen Bürger und
Staat auf dem Gebiet der Funktechnik. Um Störungen zu
vermeiden, die durch eine unsachgemäße Bedienung der
Rückkopplung des Audions entstehen können, wurde eine
sogenannte „Audionversuchserlaubnis“ eingeführt mit den
üblichen Begleitumständen wie Prüfung, Zeugnis, Stempel und
Gebühren.
Während in Deutschland noch über die Modalitäten dieser
merkwürdigen Erlaubnis gestritten wurde, machten sich Funk-
amateure aus den USA, Großbritannien und Frankreich daran
den Atlantik mit Kurzwellen zu überbrücken. 1923 hatten sie
dabei Erfolg, damals eine Sensation. Mit ihren bescheidenen
Mitteln stellten Amateure Verbindungen her für die bisher
große und teure Anlagen notwendig waren. Dieser Erfolg hatte
allerdings zunächst eine negative Folge, denn die Funkamateure
mussten weite Bereiche von „2OO m and down“ für die
kommerzielle Nutzung räumen. Bestimmte Bänder blieben aber
bis heute den Amateuren vorbehalten und die Fachwelt nahm zur
Kenntnis, dass die Tätigkeit der Funkamateure mehr sein kann
als nur ein Zeitvertreib.
Die Erfolge der Funkamateure bei der Erschließung der kurzen
Wellen führten auf der ganzen Welt zu einem Auftrieb für den
Amateurfunk. Allerorts wurden Amateurvereinigungen und zu
deren Koordination 1925 in Paris die Internationale Amateur
Radio Union (IARU) gegründet. In Deutschland aber wurde die
Entwicklung durch die restriktive Haltung der Behörden der
Weimarer Republik nachhaltig behindert. In der ersten
Radiobegeisterung waren zwar Radioclubs entstanden die sich
auch dem Kurzwellenfunk widmeten und die nach langem Bemühen
die Erlaubnis bekamen Sender zu bauen und zu betreiben. Für
Privatpersonen aber war es fast unmöglich dieses Privileg zu
erlangen, ein Recht dazu gab es nicht. Um die vielen
Interessenten bei der Stange zu halten wurde der Deutsche
Empfangsdienst gegründet, der als eine Art Lizenzersatz DE-
Nummern ausgab und Empfangsberichte vermittelte.
Um Abhilfe zu schaffen wurde 1927 in Kassel der Deutsche
Amateur Sende Dienst (DASD) gegründet, in dem die
verschiedenen Vereinigungen zusammengeführt wurden. Obwohl der
DASD in den Folgejahre zahlreiche verdiente Professoren und
ordensbehängte hohe Offiziere an seine Spitze wählte, änderte
sich an der Haltung der Reichsbehörden in der Frage der
Lizenzierung nichts. Mehr und mehr gingen daher die Mitglieder
des DASD zur Selbsthilfe über. Diejenigen die durch Ablegen
einer Prüfung nachgewiesen hatten, dass sie ausreichende
Kenntnisse der Amateurfunktechnik hatten, bekamen die
Möglichkeit sich auf dem „kleinen Kameraden-Dienstweg“ durch
den QSL-Vermittler in Berlin ein Rufzeichen nennen zu lassen,
das noch nicht vergeben war. Sie wurden in eine Liste
aufgenommen und erhielten fortan die eingehenden QSL-Karten
für das betreffende Rufzeichen. Als „Schwarzsender“ fühlten
sich diese OM's nicht, denn sie hatten ja keine Möglichkeit
auf dem Behördenweg zu einer Lizenz zu kommen.
Turbulent wurden die Zeiten als die NSDAP 1933 die Macht
ergriff. Der DASD wurde dem Ministerium für Volksaufklärung
und Propaganda unterstellt. Nur mit Mühe konnte verhindert
werden, dass sich die Funkamateure ähnlich wie die Flieger und
Kraftfahrer in einer entsprechenden Parteigliederung wieder-
fanden. Im Gegenteil, der DASD wurde in seiner Rechtsstellung
bestätigt und der Hinweis, dass es für das Ansehen
Deutschlands gut wäre, wenn Sendelizenzen ausgegeben würden
führte zu der Aufforderung unverzüglich eine Liste möglicher
Lizenzinhaber vorzulegen. Dem kam der DARC nach indem er die
im QSL-Büro vorhandene Liste der unlizenziert arbeitenden OM's
einreichte. Diese bekamen dann ohne jeglichem bürokratischen
Aufwand, wie Prüfungen udgl, lediglich ein polizeiliches
Führungszeugnis war erforderlich, von der Reichspost ihre
Sendelizenz.
Nach diesem Auftakt, bei dem etwa l80 Lizenzen erteilt wurden,
erlosch aber das Interesse des Ministeriums. Es stellte sich
nämlich heraus, dass Funkamateure zu Propagandazwecken nur
schwer zu gebrauchen waren. Ein 1937 erlassenes spezielles
Gesetz gegen Schwarzsender machte dann zusätzlich klar, wohin
die Reise ging. Die Zahl der Sendelizenzen in Deutschland
blieb unter 500 bei rund 5000 (DE-)Mitglieder im DASD (9).
Der DASD versuchte das Beste aus den gegebenen Verhältnissen
zu machen. Um ordentliches Mitglied zu werden musste der
Interessent zunächst in einer Prüfung Kenntnisse in der
Technik des Amateurfunks, sowie im Morsen und der
Betriebstechnik nachweisen. Ferner war der Besitz eines
Kurzwellenempfängers und eines Frequenzmessers notwendig. Erst
dann bekam er eine DE-Nummer und konnte sich der Beobachtung
von Amateurstationen widmen. Zur Belebung des Ganzen wurden
Rundsprüche gesendet, Wettbewerbe veranstaltet und Diplome
verliehen. Alle diese Aktivitäten konnte die OM's einige Zeit
beschäftigen, aber dann kam unvermeidlich die Frage auf: wann
gibt es weitere Sendelizenzen?
Statt neuen Lizenzen kam der 2.Weltkrieg und auf der ganzen
Welt wurden alle Amateurfunklizenzen eingezogen, sowohl bei
den Krieg führenden als auch den neutralen Staaten. Zur
allgemeinen Verwunderung wurden aber in Deutschland über 100
sogenannte Kriegsfunksendelizenzen erteilt zu denen im Laufe
der Jahre noch etwa 50 auf das 10m-Band begrenzte Lizenzen
hinzukamen. Über die Hintergründe zu diesem Schritt kann nur
spekuliert werden. Sicher ist lediglich, dass die
Zuständigkeit von der unseligen Reichspost auf die Wehrmacht
übergegangen war und man dort möglicherweise Interesse an
der Verbesserung der Vorhersagen für die Ausbreitung kurzer
Wellen hatte. Eine kleine Stelle in der DASD-Zentrale
sammelte fortan fleißig entsprechende Berichte.
Den Engländern kam dieses Treiben der Deutschen wohl seltsam
vor. Es erschienen einige Stationen mit G7-Rufzeichen auf den
Bändern, die, wenn sie angerufen wurden, Verkehr mit den
deutschen Amateuren machten. Die Verbindungen waren nur kurz,
denn auf beiden Seiten wurden Informationen, die kriegswichtig
sein konnten strikt vermieden. Trotzdem, es fand ein
Amateurfunkverkehr zwischen Angehörigen verfeindeter Nationen
mitten im Krieg statt! Da die Amateure üblicherweise Abends
und Nachts aktiv waren und die britischen Bomberflotten ihre
Angriffe vorzugsweise Nachts flogen ergab sich zuweilen die
bizarre Situation, dass deutsche Funkamateure mit englischen
Stationen Funkverkehr machten während englische Flugzeuge
über dem Reichsgebiet ihre Lasten abwarfen.
Die übliche Amateurstation in jener Zeit bestand zunächst aus
einem sogenannten 0-v-l, also einem Empfänger mit Audion und
einer NF-Verstärkerstufe. Bessere Empfänger hatten
zuweilen eine zweite NF-Stufe und sogar einer HF-Verstärkerstufe, das
war dann ein 1-v-2. In aller Regel war es ein selbst gebautes
Gerät mit Steckspulen für das gewünschte Band. Später kamen
dann Superhets auf. Hatte dieser 9 Röhren, dann war es ein
SH9. Lange war umstritten welches der bessere Empfänger ist,
erst als industriell gefertigte Geräte auf den Markt kamen,
war dieser Streit entschieden. Die Sender waren quarzgesteuert,
später setzte sich der VFO durch, oft in der Form
eines elektronengekoppelten Oszillators (ECO). Die
Senderausgangsleistung war für die meisten Amateure durch die am
Markt erhältlichen Endröhren der Radioempfänger vorgegeben und
betrug im Durchschnitt lO-20 Watt. Als Antennen wurden
üblicherweise Drahtantennen verwendet in den Formen Langdraht,
Zeppelin oder Windom.
Der Verkehr fand in cw statt. Telephonie, soweit nicht wie in
Deutschland überhaupt verboten, kam erst gegen Ende dieser
Periode auf. Die Verbindungen liefen meist auf den
40 und 20m. l60m und 5m war nicht in allen Ländern zugelassen
10m führte ein Sonderdasein, einmal wegen den noch unklaren
Ausbreitungsbedingungen und dann wegen technischen Schwierigkeiten
bedingt durch lange Leitungen in den Röhren und deren
Sockeln. Im DASD gab es eine spezielle Arbeitsgemeinschaft für
10m, vergleichbar mit den heutigen Interessengemeinschaften
für VHF.
Gleichwellenverkehr war nicht üblich. Man rief auf einer
Frequenz, vorzugsweise einer Quarzfrequenz, „CQ“ und suchte
dann das Band ab um zu hören ob jemand antwortet. War das
nicht der Fall, so wurde die Prozedur wiederholt oder man
suchte seinerseits nach einer CQ-rufenden Station. Wenn
auf diese Weise außerhalb der Wettbewerbe ein QSO pro Tag ins
Log kam dann war man sehr zufrieden. Der Inhalt der QSO's war
mehr technisch und weniger persönlich als heute. Wenn einer
im OV schon einmal Verbindung mit einer Station in Australien
oder Neuseeland hatte, dann war er König. Das WAC schafften
einige deutsche Stationen, das DXCC nur wenige.
Mit Ende des 2.Weltkrieges in Europa ging zunächst auch in
Deutschland der Amateurfunk zu Ende. Im Frühjahr 1945 fanden
die letzten QSO's statt. Der DASD, nach einem Fliegerangriff
auf Berlin ohnehin nur noch beschränkt handlungsfähig, löste
sich auf und 5000 deutschen Amateuren blieb nur noch die
Hoffnung auf bessere Zeiten.
Neuanfang
Endgültig zu Ende ging der 2.Weltkrieg erst nach der
Kapitulation Japans im Herbst 1945. Danach dauerte es noch
einige Zeit bis die nationalen Verwaltungen wieder
friedensmäßige Verhältnisse herstellten. Unter den Ersten die
auf den Bändern wieder erschienen, waren unsere schweizer
Nachbarn am l.Januar 1946. Danach dauerte es aber noch einige
Zeit bis die anderen Staaten folgten. Die Wunden, die der
Krieg hinterlassen, hatte waren tief.
Die oberste Instanz in Deutschland war ein alliierter
Kontrollrat der u.a. ein allgemeines Versammlungsverbot
verhängte und den Besitz von Sendern und Empfängern mit einem
zweiten Oszillator verbot. Die Sache mit dem 2. Oszillator war
interessant: Kannte der Verfasser dieses Verbotes keine
Geradeausempfänger mehr, oder hatte er sie schlicht vergessen?
Die Vermutung lag nahe, dass es ein Amerikaner war und diese
in Funkangelegenheiten die Federführung im Kontrollrat hatten.
Im Laufe des Frühjahrs 1946 erschienen auf den Bändern,
vornehmlich auf dem 80m-Band, eine Reihe von Stationen mit
Fantasierufzeichen. Es waren meist junge deutsche Amateure,
die aus Armeeschrott oder vorhandenen eigenen Beständen
Funkanlagen aufgebaut hatten und Betrieb machten. Trotz
misslicher Umstände - es herrschte Hunger, Wohnungsnot sowie
Arbeitslosigkeit- und trotz der damit verbundenen Gefahren
gingen sie ihrem Hobby nach. Man traf sich Samstags abends
und tauschte Erfahrungen aus. Auf abenteuerlichen Wegen kamen
dann persönliche Kontakte zustande. Es war die Keimzelle des
Amateurfunks in Deutschland nach dem Kriege, genannt der
Samstag Abend Club (SAC). Allen gemeinsam war der Wunsch in
Deutschland Amateurfunk legal betreiben zu dürfen.
Schnell wurde klar, dass dieses Ziel nicht durch einzelne
Personen, sondern nur mit einer starken Interessenvertretung
erreichbar ist. Zuständig für die Genehmigung von Vereinen
waren lokale Militärregierungen, die besonders in der US-Zone
darauf achteten, dass Vereine demokratisch organisiert
waren und dem Gemeinwohl dienen. Also wurde eine Genehmigung
beantragt und gewährt für einen Württembergisch-Badischen
Radio Club (WBRC) mit den Ziel der Förderung des Rundfunks
einschließlich des Selbstbaus von Geräten. Für die Kurzwellen-
interessenten war eine Sektion Kurzwelle vorgesehen.
Diese KW~Sektion fing bald an ein reges Eigenleben zu führen.
Zwei junge Studenten bildeten die „Verwaltung“, die
unbekümmert und ohne ängstlich auf Gesetze und Satzungen zu
achten die Adressen der überlebenden Funkamateure in ganzen
Reichsgebiet sammelte, DE-Nummern bestätigte, neue DE-Nummern
erteilte, Wettbewerbe ausschriebe und Hörberichte vermittelte.
Eine Zeitschrift mit dem Titel „QRV“ wurde herausgegeben und
im Juli 1947 in Stuttgart eine KW-Tagung veranstaltet an der
rund 500 Funkamateure aus ganz Deutschland teilnahmen und die
dem Amateurfunk in Deutschland mächtigen Auftrieb gab.
Nach und nach wurden auch in den anderen Teilen Deutschlands
Clubs genehmigt. Zunächst der Hessische Radio Club (HRC) nach
dem Stuttgarter Vorbild (auch amerikanische Beamte schätzen
ein Präjudiz), dann der Bayrische Amateur Radio Club (BARC)
und schließlich der Deutsche Amateur Radio Club/Britische
Zone (DARC/BZ). Die OM's in der Französischen Zone mussten
warten bis 1949, die im Saargebiet bis 1951 und die in der
sowjetischen Zone bis 1952 (dies zur Erinnerung für DDR-
Nostalgiker). Ein wichtiger Abschluss dieser Entwicklung war
die Gründung des DARC (ohne Zusätze) im Herbst 1950, in dem im
Laufe der Zeit die genannten Clubs bzw deren Mitglieder
integriert wurden.
Das nächste Ziel war nun die Erlangung der Sendelizenzen.
Hier tat sich aber bald eine Kluft zwischen den Amateuren im
Norden und denen im Süden auf. Die Leitung der ersteren be~
stand vorwiegend aus konservativen, älteren und besonnenen
OM's, die im Rahmen von Gesetz und Ordnung das Ziel erreichen
wollten. Im Süden dagegen war eine jüngere Generation
tonangebend, die nicht bereit war „10O Jahre“ auf Lizenzen
zu warten und gewillt notfalls die Dinge in die eigene Hand zu
nahmen sowie die damit verbundenen Risiken zu tragen. Dieser
Streit drohte zu eskalieren, währte Monate und konnte nur
durch einen Kompromiss beigelegt werden. Beide Seiten
erkannten an, dass sie das gleiche Ziel anstreben, wenn auch
mit verschiedenen Mitteln, aber in Zukunft in enger
Koordination.
In der Zwischenzeit war im Herbst 1947 in Atlantic City ein
neuer Weltnachrichtenvertrag geschlossen worden, der für
Deutschland einen geänderten Landeskenner vorsah (statt bisher
D nun DA-DR). Dies nahm die „süddeutsche Fraktion“ zum Anlass
eine großangelegte Aktion zu starten. Unter dem Motto „wenn
uns keiner Sendelizenzen gibt, dann erteilen wir uns diese
selbst“ wurde ein Rufzeichenverteilungsplan für ganz
Deutschland erstellt, Sprachregelungen und Verhaltens-
massnahmen erarbeitet und ein risikobereiter Verleger dafür
gewonnen, sein Postfach für den QSL~Verkehr zur Verfügung zu
stellen. Als Starttermin wurde der 31.12.1947 festgelegt.
Das Ergebnis war, dass sich zu Beginn des Jahres 1948 über 400
DA-Stationen aus Süd~ und Norddeutschland auf den Bändern
tummelten, QSL-Karten verschickten und im übrigen so taten
als wäre ihr Dasein das Natürlichste auf dieser Welt. Groß
war das Echo sowohl im In- wie auch im Ausland. Im Ausland
wurde man auf das Problem der deutschen Amateure aufmerksam
und im Inland kam die Frage auf, wer nun eigentlich für diese
zuständig ist. Der Zeitpunkt war glücklich gewählt, die
Behörden der damaligen Bizone waren noch nicht zuständig und
die beiden Besatzungsmächte hatten Probleme die ihnen
wichtiger waren als eine Auseinandersetzung mit Funkamateuren.
Erschwerend kam hinzu, dass die Leitung der Aktion eine
virtuelle war, wie man heute sagen würde. Ein einfacher
Zugriff war nicht erfolgversprechend.
Manchmal haben auch Militärs kluge politische Berater. Diese
nahmen die Luft aus dieser Angelegenheit, indem eine Weisung
an die deutschen Behörden des Vereinigten Wirtschaftsgebietes,
im Volksmund Bizone genannt, erging, im Vorgriff auf einen
späteren Übergang der Funkhoheit eine Regelung zu schaffen,
die eine Vergabe von Funklizenzen an deutsche KW-Amateure
möglich macht. Die Hauptverwaltung für das Post- und
Fernmeldewesen (HVPF) des Vereinigten Wirtschaftsgebietes nahm
den Ball auf und veranlasste zunächst Lizenzprüfungen in ihrem
Zuständigkeitsgebiet. Gleichzeitig wurden mit den Amateur-
Verbänden Verhandlungen aufgenommen über die künftigen
Regelungen für den Amateurfunk.
Die Verhandlungen machten zunächst gute Fortschritte, die
Leitung der HVPF war interessiert an der Übertragung eines
ersten Teilgebietes der Fernmeldehoheit. Als der Entwurf
jedoch in die Mühlen der Bürokratie kam, wurde die Sache
schwierig. Ein wichtiger Streitpunkt war die Frage, ob die
Regelungen für den Amateurfunk im Rahmen einer Durchführungs-
verordnung oder eines besonderen Gesetzes erfolgen sollen.
Im Hinblick auf die in der Vergangenheit gemachten Erfahrungen
forderten die Amateure ein Gesetz und wurden ungeduldig als
sich die Verhandlungen und das anschließende parlamentarische
Verfahren hinzogen. Sie nutzten verschiedene, ihnen zur
Verfügung stehende Druckmittel (10). Am 19.01.1949, fast genau
ein Jahr nach Beginn der DA-Aktion, verabschiedete der
Wirtschaftsrat ein modernes Amateurfunkgesetz, das erstmalig
dem Bürger ein Recht auf eine Sendelizenz einräumte,
wenn er bestimmte im Gesetz festgelegt Bedingungen erfüllte.
Das Gesetz war ein voller Erfolg. Im Zuge der politischen
Entwicklung wurde seine Gültigkeit auf alle Teile der
heutigen Bundesrepublik Deutschland ausgedehnt. Die Zahl
der unter diesem Gesetz ausgegebenen Sendelizenzen stieg auf
über 70 000. Besonders bemerkenswert dabei ist die Rolle des
weiblichen Elements der Bevölkerung. Vor 1945 war sie im
Amateurfunk beschränkt auf Kaffeekochen und Händchen halten,
1949 waren es immerhin schon ein halbes Dutzend die eine
Lizenzprüfung schafften und heute sind es über 4000 die durch
ihre Mitarbeit den Amateurfunk bereichern. Die deutschen
Amateure haben heute auf allen Bereichen des Amateurfunks
einen angemessenen Platz in der Welt.
Atemberaubend war für die Amateure die technische Entwicklung
seit 1945. Die durchschnittliche Sendeleistung stieg auf 100
Watt und der Sender wurde mit dem Empfänger zum Transceiver
vereinigt. Mit der zunehmenden Komplexität dieser Geräte und
fallenden Preisen durch industrielle Fertigung ging der
Selbstbau drastisch zurück, er beschränkt sich heute auf
Zusatzgeräte, Modifikationen und den Bau von Geräten die es am
Markt nicht gibt. Auf dem Antennengebiet hat das Koaxialkabel
Einzug gehalten und Richtantennen werden zunehmend eingesetzt.
Häufig wird auch Telephonie verwendet, besonders nachdem sich
die Einseitenbandtechnik durchgesetzt hatte.
Neue Betriebsarten wie Paketradio, Fernschreiben, Fernsehen,
Funk über Satelliten und durch Mondreflexionen boten ein
reiches Betätigungsfeld. Auch Peilveranstaltungen wurden
Populär. Früher gesperrte Bänder wie 160m und 5m wurden
geöffnet und neue auf 30m, 17m sowie 12m kamen hinzu. Die
Transistortechnik und die Computertechnik brachten zusätzliche
Impulse. Der Amateurfunk wurde mobiler sowohl durch tragbare
als auch in das Kraftfahrzeug eingebaute Funkgeräte. Auf den
UKW-Bändern entstand in Eigenleistung vieler Amateure ein
beeindruckendes Netz von Relaisfunkstellen.
Grosse Veränderungen sind auch bei der Betriebstechnik zu
verzeichnen. Der Gleichwellenbetrieb setzte sich durch, zu-
nächst durch „Einpfeifen“ des Senders auf die Empfangs-
frequenz, heute gegeben durch die Transceivertechnik. Der
Inhalt der QSO's wurde persönlicher und der Gebrauch der Vor-
oder Rufnamen nahm zu. Auf der anderen Seite wurden bei
Wettbewerben und im Verkehr mit Stationen in seltenen Ländern
der Inhalt auf das Notwendigste verkürzt. Die Zahl der
Verbindungen in einer Stunde konnte so zuweilen die
Größenordnung von 100 erreichen. Die technische Entwicklung
und liberalere gesetzliche Regelungen in vielen Ländern
gestatten es, dass eine zunehmende Zahl von Amateuren in
fremde Länder reisen oder seltene Inseln besuchen und von dort
aus Betrieb machen. Eine Reihe einschlägiger Diplome
verstärken diesen Trend.
Ausblick
Die Digitalisierung wird auch im Amateurfunk weiter Platz
greifen. Es wird mehr und mehr Geräte geben, die erst durch
Software ihre Eigenschaften erhalten. Ferner ist anzunehmen,
dass digitale Betriebsarten vermehrt eingesetzt werden. In
diesem Zusammenhang ist die Beobachtung interessant, dass
heute, obwohl Kenntnisse im Morsen nicht mehr vorausgesetzt
werden um eine Sendelizenz zu erhalten, allen Voraussagen zum
Trotz Telegrafie im Amateurfunk nach wie vor eine große Rolle
spielt, ja fast eine Renaissance erlebt. Neben der einfachen
Technik und der guten Übermittlungssicherheit dürfte dabei
eine sportliche Komponente ausschlaggebend sein.
Wo die gesetzlichen Bestimmungen es erlauben, könnten fernbe-
diente Sender und/oder Empfänger Verbreitung finden
sowohl für einen einzelnen Amateur, als auch für mehrere
gemeinsam. Im Umfeld von Standorten, die für die Ausbreitung
von Signalen ungünstig oder wo örtliche Störungen
unvermeidlich sind, können abgesetzte Stationsteile eine
Lösung sein. Die Technik dazu ist vorhanden.
Leider muss mit zunehmenden Störungen auf den Amateurbändern
gerechnet werden, sowohl durch andere Funkdienste als auch
durch die in modernen Gesellschaften immer mehr in Gebrauch
kommenden Geräte, vom Türöffner über die Küchenmaschine bis
zum Computernetzgerät um nur einige Beispiele zu nennen, die
„Umwelt verschmutzen“. Hier gilt es wachsam zu sein und den
Anfängen zu wehren. Erfreulicherweise finden sich
immer wieder Amateure die ihren Sachverstand einsetzen und
dagegen angehen. Diese verdienen die Unterstützung Aller,
nicht nur in Worten sondern auch in Taten.
Nüchtern betrachtet ist anzunehmen, dass die Zahl der
Funkamateure in den entwickelten Ländern stagnieren, ja
rückläufig sein wird. In den Entwicklungsländern wird sie
vermutlich langsam zunehmen. In Deutschland muss mit
einem Rückgang gerechnet werden. Das Durchschnittsalter der
Bevölkerung nimmt zu, unter den Zuwanderern finden sich kaum
potenzielle Funkamateure und die nachwachsende Generation ist
an allem interessiert nur nicht an einem Hobby, das zwar Spass
macht, zuweilen aber auch Anstrengungen erfordert.
Schaltet man heute einen Empfänger ein wenn ein Wettbewerb
läuft oder ein „seltener Vogel“ hörbar ist, dann ist auf den
Bändern weit mehr Aktivität als früher. Von Krise keine Spur.
Das Problem liegt bei den Clubs die sich anpassen müssen an
neue Gegebenheiten, flexibel agieren und Wege finden um
Potentiale zu erschließen von der Jugend bis zur besseren
Hälfte der Gesellschaft. Die Clubs, und konkret in Deutschland
der DARC, brauchen Hilfe nicht nur durch Kritik, sondern auch
durch aktive Unterstützung. Wie die Geschichte zeigt ist eine
effektive Vertretung des Amateurfunks gegenüber den Behörden
unverzichtbar, es muss alles getan werden um diese zu
erhalten.
Der Amateurfunk hat in den vergangenen über hundert Jahren
Höhen und Tiefen überstanden. Für eine von der Industrie
lebende Gesellschaft ist er unverzichtbar. Er wird auch
weiterhin bestehen. Dafür ist er auch viel zu schön!
Seite 4: anscheinend Seite 5: zunächst ???????????????
(1) http://www.darc-coburg.de, Chronik des OV Coburg, Seite 2
(2) Bosch-Zünder 1/1999, Seite 3
(3) H.Thurn, Die Funkentelegraphie, B.G.Teubner 1913, Seite 103
(4) FLUG REVUE, Juli 2009, Seite 49
(5) H.Thurn, a.a.O., Seite 124 ff
(6) G.McLauchlan, History of New Zealand, Penguin Books
2005, Seite 60
(7) QST O4/2008, Seite 93
(8) C.B.DeSoto, ZOO Meters&Down, ARRL 1936, Seite 48
(9) http://afunk.hnf.de, Chronik des Amateurfunks in
Deutschland und im Bereich Köln-Aachen von DL7AC, DL9MH
und DJ1KF, August 1991
U0) W.F.Körner, DL1CU, Geschichte des Amateurfunks,
Körner'sche Druckerei und Verlagsanstalt 1963, Seite 186